In seinem Roman „Ours – Die Stadt“ erteilt sich Phillip B. Williams jede Linzenz, schwarze Geschichte magisch umzudichten
Ursprünglich war es eine Kurzgeschichte, die der junge Phillip B. Williams bei einem Literaturwettbewerb einreichte. Sie belegte dort nur den dritten Platz, denn die Jurorin fand, da stecke eigentlich etwas Größeres darin. Der Autor nahm sie beim Wort. Zehn Jahre brauchte er, um einen Roman daraus zu machen. „Ours. Die Stadt“ erschien im englischen Original im Februar, nun bringt S. Fischer Milena Adams deutsche Übersetzung heraus. Sie hat 700 Seiten.
Der 1986 in Chicago geborene Afroamerikaner veröffentlichte zuvor Lyrik. Trotz dieses eher nischigen Hintergrunds wurde sein Debütroman in den USA mit großer Spannung erwartet, auch von TV-Talk-Queen Oprah Winfrey. Kein Wunder, sind doch die mächtigsten Figuren weiblich oder genderfluid, während die kühn geschichtsklitternde Prämisse schwarze Kollektivtraumata mit Balsam bestreicht.
Die Erzählung beginnt mit einer mitreißend beschriebenen Szene in der Gegenwart: Ein schwarzer Teenager wurde von der Polizei angeschossen, ein klarer Fall von Racial Profiling, erhebt sich aber scheinbar unversehrt vom Boden. Dann springt die Handlung ins 19. Jahrhundert zurück, wo sie sich fast durchgehend abspielen wird.
Um 1830 ist eine Zauberin namens Saint, also Heilige, auf den Plantagen von Missouri eingefallen, hat die Besitzer getötet und die Versklavten mitgenommen. Mit Geldscheinen wackelnd hat sie einen weißen Banker überzeugt, die geltenden Rassentrennungsgesetze zu ignorieren und ihr Immobilien und Land zu verkaufen. Um die neue Stadt, die ausschließlich von ihr, ihrer Crew und den Befreiten bewohnt wird und somit „uns gehört“ – daher der Name Ours –, hat sie mithilfe von Steinen einen magischen Schutzwall errichtet.
Weiterlesen in der Beilage zum Falter 42/24