Mateja Koležnik, bekannt für ihre detailliert ausgestatteten, dennoch knappen Seelenerkundungsabende, wagt sich in Frankfurt an eine Komödie. Und zelebriert bei Molière den Bühnenslapstick, als erfände sie ihn eben neu.
22. September 2023. An eine goldene Wand schmiegt sich ein Tänzer, Stiefel und Shorts in schimmerndem Schwarz; über den nackten Rücken fällt langes, helles Haar. Dann dreht er sich um, und es ist Peter Schröder, 65, als Harpagon, Titelheld in Molières Komödie "Der Geizige". Strahlend breitet er die Arme aus, alles seins – der Reichtum als Fetisch.
Arm, aber sparsam
So hebt am Schauspiel Frankfurt die neue Spielzeit an, für die Intendant Anselm Weber eine hundertprozentige Regiefrauenquote im großen Haus angekündigt hat. Es ist also klar, dass diesen Eröffnungsabend eine Frau verantwortet. Dass diese Frau aber Mateja Koležnik ist, würde angesichts ihrer Inszenierung wohl kaum jemand erraten.
Mit beklemmend kurzen psychologischen Abenden hat sich die Slowenin im deutschen Sprachraum einen Namen gemacht, ihre Bochumer Kinder der Sonne waren 2023 zum Theatertreffen geladen. Die meisten ihrer Räume sind mit fast britischer Konkretheit ausgestattet. Hier hingegen arbeitet Koležnik mit dem Bühnenbildner Olaf Altmann, bekannt für abstrakte, archaisch-wuchtige Setzungen. Die Goldwand ist der Mittelteil eines portalhohen Triptychons aus Drehtüren, ihre Rückseite so schwarz wie das meiste andere, einschließlich der Kostüme von Ana Savić-Gecan, die die Barock-Ästhetik der Molière-Zeit spektakulär ins Groteske verzerren. Sarah Grunert als Tochter Élise steckt etwa in einem steifen Korsettkonstrukt, das ihr ein paar Silly Walks abverlangt.