Mohsin Hamid entwirft in seinem neuen Roman eine sich allmählich entweißende Welt.
In seiner epochalen Satire „Herr der Krähen“ entwarf Ngūgi wa Thiong’o einst die „Weiße Krankheit“: In einem afrikanischen Land halten es die wichtigen Männer plötzlich nicht mehr aus, Schwarze zu sein. Der britisch-pakistanische Schriftsteller Mohsin Hamid fragt in seinem neuen Roman „Der letzte weiße Mann“ aus der anderen Perspektive: Wie wäre es, das Privileg des Weißseins von einem Tag auf den anderen zu verlieren?
Zuerst passiert es einem Fitnesstrainer namens Anders (er heißt nicht erst in Nicolai von Schweder-Schreiners adäquat elegischer Übersetzung so – im englischsprachigen Original ist das Wortspiel freilich etwas subtiler). Anders wacht auf und ist dunkelhäutig. Sofort bemerkt er, wie er anders angesehen wird, lässt sich krankschreiben und verkriecht sich zu Hause. Nur seine alte Freundin Oona lässt er zu sich, die beiden werden ein Liebespaar. Mit der Zeit greift das Phänomen um sich, gewaltsame Unruhen sind die fast logische Folge.
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