Wie einen Thriller habe sie das Transkript des Verhörs von Reality Winner am 3. Juni 2017 gelesen, erklärt Regisseurin Tina Satter dem Falter. Inszeniert hat sie es dann wie ein Stück von William Shakespeare oder Harold Pinter, mit der im englischsprachigen Raum typischen Texttreue.
Mehr noch: Sie hat es mit ihrer New Yorker Gruppe Half Straddle Wort für Wort auf die Bühne gebracht, jeden Versprecher, jedes „Äh“, jede organisatorische Banalität. Wenn zum Beispiel ein FBI-Mitarbeiter sich auf die Suche nach einem geeigneten Verhörort macht, fällt die existenzphilosophisch anspruchsvolle Frage, die dem Stück seinen Titel gab: „Is this a room?“ Ist das ein Raum?
Schwer zu sagen. Fest steht jedoch, dass Tina Satter mit ihrer Adaption dieses aus der Realität gegriffenen Textes ein origineller, packender und unterhaltsamer Abend gelungen ist. Er gibt Einblicke in die Arbeit von FBI-Agenten, die versuchen, sich an ein Protokoll zu halten. Und er beobachtet eine junge Frau, die der Tatsache ins Auge sehen muss, dass sie drauf und dran ist, erwischt zu werden. Denn – Spoiler: Sie war’s.
Besonders stark ist die Anspannung, als es um Winners zugelaufene Haustiere geht. Die Regeln der Hausdurchsuchung geben vor, dass sie selbst nicht reindarf, aber die Katze „mag keine Männer“. Anlass zu herrlich deppertem Auflachen des „good cop“, der mit schlechten Witzen versucht, die Stimmung aufzulockern.
13.–16. Juni, 20:30 Uhr und 16. Juni, 15 Uhr, Halle G, MuseumsQuartier