Auftrag
Live-Kritik der Premiere von „Depois do silêncio“ im Gespräch mit Marietta Schwarz
Auftraggeber
Deutschlandfunk Kultur
Projektinfo
Im neuen und finalen Teil ihrer Trilogie über Gewalt beschäftigt sich die brasilianische Theatermacherin Christiane Jatahy mit der Verwobenheit von Rassismus und Kapitalismus. Vom transatlantischen Sklavenhandel bis zur aktuellen Politik eines Jair Bolsonaro scheint sich kaum etwas verändert zu haben: Es gibt diejenigen, die Land, Freiheit und Identität besitzen, und diejenigen, deren Existenz keinen Wert hat. Im preisgekrönten Roman Torto Arado des Autors Itamar Vieira Júnior, Ausgangspunkt des Stücks, kämpfen die Protagonistinnen gegen solch eine Weltordnung und für die Möglichkeit von Veränderung. Jatahy begibt sich mit ihren Schauspielerinnen tief hinein in die Geschichte Brasiliens und damit auch in jene der europäischen Profiteure. Um in Nach der Stille von der unaufgelösten und bis heute andauernden kolonialen Gewalt zu erzählen, verbindet sie in überraschender Weise die Kunstformen Theater und Film und lässt Wirklichkeit und Fiktion einander überlagern. Im Diskurs um strukturellen Rassismus und geopolitische Realitäten hat sich die Theatermacherin ihren festen Platz in Europas Theaterlandschaft erobert. Ihre Erzählungen sind Widerstand.
15. Juni 2022, ab 23:05 Uhr
auf Deutschlandfunk Kultur