Jetzt übernehmen die Maschinen. Zum Auftakt des Klagenfurt Festivals inszeniert Bernd Liepold-Mosser Büchners Klassiker in einer Drohnenhalle. Auch ein Roboter mischt sich unter das allzu menschliche Ensemble.
13. Mai 2022. Stell dir vor, du bist Schauspieler:in. Dein schlimmster Albtraum war bisher, auf der Bühne Kinder und Tiere beigestellt zu kriegen. Da sie nicht wussten, was sie taten, liebte das Publikum sie automatisch mehr als dich. Und jetzt stell dir vor, es kommt noch schlimmer: Deine Spielpartner:innen sind ein Roboter und eine Handvoll Drohnen! Noch dazu wird Georg Büchners "Woyzeck" gegeben, wo sowieso der Mensch als dysfunktionales Wesen entlarvt und zertreten wird, mit der Ergänzung "Panopticon" im Titel als Verweis auf von Foucault diskutierte Überwachungsmechanismen. Statt im Theater spielst du in einer Drohnenhalle im hypermodernen Lakeside Science & Technology-Park der Alpen-Adria-Universität. Entmenschlichung und Rampenneid 4.0 beim Klagenfurt Festival?
Es ist die zweite Ausgabe des Festivals. Bernd Liepold-Mosser, umtriebiger Kärntner Theaterguru und Philosophieprofessor, rief es ins Leben. Hauptsächlich lädt der Intendant bequem tourbare Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum ein. Nach Kritik aus Kärntens freier Szene ist diese nun ebenfalls vertreten, und natürlich steuert Liepold-Mosser eigene Regiearbeiten bei, dieses Jahr "Woyzeck Panopticon".