Umberto Eco und sein Krimi in der Kutte: Zum Vierziger des weltersten postmodernen Kriminalromans und Neunziger seines Autors bringt der Hanser Verlag eine Prachtausgabe heraus.
„Es fällt schwer, den Gedanken zu akzeptieren, daß es in der Welt keine Ordnung geben kann, da sie den freien Willen Gottes und seine Allmacht einschränken würde. So gesehen ist die Freiheit Gottes unsere Verdammnis (...)“
Ungewöhnliche Worte für einen Ex-Inquisitor und Mönch. William von Baskerville bringt 1327 zwischen Morgen-, Mittags-, Abend- und Nachtgebet seinem 14-jährigen Novizen Adson von Melk allerlei sinnvolle Dinge bei, etwa dass eine Brille, gerade frisch erfunden, kein Teufelswerk, sondern sehr praktisch ist. Mit so einer Brille auf der Nase schreibt dieser Adson (dessen Name sich nicht zufällig auf Dr. Watson reimt) als Ich-Erzähler nieder, was als „Der Name der Rose“ weltberühmt wurde. Wahrer Verfasser ist natürlich der Italiener Umberto Eco, der Anfang dieses Jahres seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, aber 2016 starb. Der erste Roman des Uniprofessors, der sich als Semiotiker und Intellektueller in Italien einen Namen gemacht hatte, fand ebenso rasch in die Bestsellerlisten wie – als Prototyp des postmodernen Romans – in die literaturwissenschaftlichen Abhandlungen.
Obwohl der Verfasser an allen Ecken und Enden durch subtiles Zitieren seine hohe Bildung demonstrierte, zog er Leser/innen aller Schichten an und zierte das „Newsweek“-Cover. Hatte er doch in erster Linie einen kniffligen Krimiplot zustande gebracht (den die Verfilmung 1986 mit Sean Connery und Christian Slater übrigens grausam simplifizierte): Ein Mönch nach dem anderen kommt ums Leben in einer Abtei, wo der Abt sichtlich was zu verbergen hat, der Kellermeister sich Huren kommen lässt und ihre Schweinereien mit Schweineinnereien bezahlt (im Film spielt ihn Helmut Qualtinger), der blinde Doyen Lachen für eine Sünde hält und die Bibliothek zwar die berühmteste und bestbestückte ihrer Zeit ist, aber nicht betreten werden darf.
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