Teil eins von "Zertretung" handelte sich Ärger mit einem regierungsfreundlichen Medium ein - Teil zwei macht ebenfalls Krawall und sucht sich eine noch erhabenere Feindin: Die Sprache. In Boxergewand und Dialekt wird gezeigt, wie nichtpsychologisches Schauspiel und schönstes Dissen geht.
11. März 2022. "Wer klagt als Erster?", fragte ich hier nach der Premiere von Zertretung – 1. Kreuz brechen oder Also alle Arschlöcher abschlachten in der Dunkelkammer des Volkstheaters. Lydia Haiders (Hausautorin) und Kay Voges’ (Regisseur) verbale und gamifizierte Exekution diverser Vertreter des österreichischen Patriarchats war auf Provokation ausgelegt. Ein ÖVP-nahes Online-Medium klagte daraufhin zwar nicht vor Gericht, aber doch recht vehement, Ex-Kanzler Schüssel empörte sich, und ein Pressesprecher der Partei forderte das Volkstheater auf, seinen Spielplan zu überdenken. Dieses veröffentlichte daraufhin eine Kurzdoku mit dem Titel Was darf Kunst?.
Die Skandalisierung schlug weniger hohe Wellen als womöglich erhofft, aber ein bisschen Werbung für den zweiten Teil gibt sie schon her. Der heißt "Sprache essen Abgott auf oder Du arme Drecksfut Metzger" und ist: anders. Nur Schauspielerin Claudia Sabitzer firmiert in beiden Teamlisten, was kaum zählt, da in Teil eins ihr Gesicht unkenntlich war. Diesmal führt Claudia Bossard Regie, es gibt kein Egoshooter-Videospiel mehr, dafür, auch naheliegend, einen Turnplatz.