Spontan neu aufgelegt: der bekannteste Roman des aktuellen Literaturnobelpreisträgers
Für mehrere Preise im englischsprachigen Raum war 1994 „Das verlorene Paradies“ nominiert, Abdulrazak Gurnahs vierter Roman. Vor der Verleihung des Literaturnobelpreises an den tansanischen Autor lag hier auch der Höhepunkt seiner weltweiten Bekanntheit. Die bildhafte Sprache des Buches wurde damals von Inge Leipold mit begeisternder Melodiösität ins Deutsche übersetzt, die spontane Neuauflage bildet den Beginn einer vertieften Beschäftigung mit dem 73-jährigen Romancier.
Zumindest erweckt der historische Entwicklungsroman diese Hoffnung. Er spielt in Tansania vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Geschichte des biblischen Joseph, irgendwie aber auch die Figur des Kolonialschriftstellers Joseph Conrad werden in einem Teenager namens Yusuf gespiegelt. Als er zwölf ist, geben ihn seine Eltern zwecks Schuldentilgung einem reichen Kaufmann als Sklave mit. In dessen Diensten erlebt Yusuf düstere Reisen in Herzen der Finsternis, wüste Albträume von furchterregenden Wolfsmenschen und ungebührliche Avancen der „Mistress“, der körperlich entstellten Gattin des Kaufmanns.
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