Die Kunstfigur Hyäne Fischer der Wiener Burschenschaft Hysteria feiert eine Wiederauferstehung. Diesmal in Deutschland
In Berlin müssen sie glauben, in Österreich gebe es keine Männer mehr. Zumindest an der Volksbühne regiert das Matriarchat aus dem Süden.
Gleich drei mal waren hier Stücke der Wiener Choreografin Florentina Holzinger zu sehen gewesen, mit einem ausschließlich weiblichen Ensemble. Nun steht eine weitere österreichisch geprägte Produktion auf dem Spielplan des Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz: Fünf Schauspielerinnen, ein neunköpfiger weiblicher Chor und eine Band mit Streich-, Schlag-, Tasten- und Blasinstrumenten bespielen die Volksbühne. Die Musikerinnen haben auf ihren T-Shirts eine Protestnote kleben: „Kein Matriarchat ohne Transfeminismus“.
Verantwortet hat „Hyäne Fischer – Das totale Musical“ das Team um Autorin Lydia Haider, Komponistin Eva Jantschitsch und Musikkuratorin Marlene Engel, die die Aufführung konzipierte und die künstlerische Leitung übernahm.
Anders als bei Holzinger sind auf der Bühne alle bekleidet. Auch sonst gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Statt gut durchdachter Gesamtkunst ist er das neue Musical vor allem ein Marketing-Gag. Wenn Marie Rosa Tietjen zu Beginn proklamiert: „Ich bin Hyäne Fischer und das ist meine Geschichte!“, bleibt das eine mehrfach leere Behauptung. Es wird nämlich keineswegs eine Geschichte erzählt, und Hyäne Fischer gibt es gar nicht.
Die Kunstfigur wurde von Vertreterinnen der rein weiblichen Wiener Burschenschaft Hysteria 2018 in einem satirischen Musikvideo kreiert. Angelehnt an den deutschen Superstar Helene Fischer sollte die Blut-und-Boden-Ideologie der Schlagermusik aufs Korn genommen werden.
Weiter im Falter 46/22