Der reuige Dichter und sein Höllenritt: Zum 700. Todestag schenken die Verlage dem Autor der „göttlichen Komödie“ Neuausgaben. Aber was passiert darin eigentlich?
„Wer könnte wohl, selbst wenn er Prosa wählte, / Von allem Blut und allen Wunden sagen, / Die ich erblickt, wie oft er´s auch erzählte!“
Dante Alighieri (1265–1321) freilich wählte nicht Prosa, sondern die terzine Versform (in der Übersetzung von Wilhelm G. Hertz 1955 sogar gereimt), als er zu Beginn des 14. Jahrhunderts seine ganz persönliche Lobpreisung an den Herrn in genau einhundert Gesänge, 4711 Strophen und 14233 Verse packte. Protagonist seiner „Commedia“, in der es zwar viel zu frohlocken, aber wenig zu lachen gibt, ist der Florentiner Dichter selbst, ein Sünder, der von prominenten Gestalten aus der Vergangenheit auf den rechten Weg zurückgebracht werden soll.
Dieser Weg führt zunächst ins „Inferno“, die Hölle. Dantes Beschreibungen der Flammenketten, Folterungen und verseuchten Flüsse, unter denen die in dieser unterirdischen ewigen Strafanstalt hausenden Seelen zu leiden haben, sind hauptverantwortlich für die Bilder, die heutige Christen immer noch mit der Hölle assoziieren. Dante empfindet Mitleid, das ihm sein Leiter und Begleiter, der römische Dichter Vergil, jedoch auszutreiben versteht: Hätten die Übeltäter nur zu Lebzeiten mehr an Gottes Größe geglaubt!
An tückischen Teufelchen vorbei geht es weiter ins „Purgatorium“, das Fegefeuer, das sich hier als schwer erklimmbarer Berg der Läuterung präsentiert. Eine weitere Reihe unglücklicher Gestalten der Geschichte, die sich nach einer Riesenportion Buße aber noch Chancen auf den himmlischen Aufstieg ausrechnen, begegnen den Wanderern und erzählen ihre Werdegänge.
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