Die Theater dürfen nach einem halben Jahr Schließung öffnen und hauen gleich am ersten Tag unzählige Premieren raus
Hat es jemals an einem Mittwoch so viele Theaterpremieren in Wien gegeben? Kaum hat man sich an die Freude ob der bevorstehenden Öffnungen gewöhnt, setzt schon die FOMO ein, die „fear of missing out“. Obwohl sie dabei in Konkurrenz zu Café und Restaurant, Fitness und Kino, Hotel und Schwimmbad stehen, strotzen sie vor Selbstbewusstsein. Es ist ja auch kein Wunder: Die meisten Theater haben in über einem halben Jahr der unfreiwilligen Schließung unermüdlich neue Stücke geprobt und können es kaum erwarten, sie „rauszuhauen“. Nur das Theater in der Josefstadt nimmt sich smart aus dem Wettstreit: Es zeigt zwar bis Ende der Spielzeit etliche neue Produktionen, aber nur als Voraufführungen. Die Premieren folgen im Herbst. Das Volkstheater hat sich damit abgefunden, die große Eröffnung eines renovierten Hauses unter neuer Intendanz weiter aufzuschieben, ein Soft-Opening ab 26.5. unter dem Schlagwort „Housewarming“ versammelt ein paar größere und kleinere Aufführungen.
Der Rest ist das Gegenteil von Schweigen: ein theatraler Schrei, der durchs mittwöchliche Wien hallt. Am meisten nach neuen Zuschauern giert der Dschungel Wien, das Theaterhaus für junges Publikum. Nachdem Leiterin Corinne Eckenstein zahlreiche interne Premieren geplanter Produktionen veranstaltet hat, bei denen nur Hausmitglieder zusahen, startet sie mit einem Festival namens Theaterwild. Drei Jugendgruppen haben während des Lockdown Stücke mit großer Bandbreite entwickelt – eines handelt vom Kitsch des Heiratens, eines von einer utopischen Zukunft ohne Rassismus und Umweltvergiftung, im dritten zerfleischen einander Jugendliche auf einer einsamen Insel.
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