Flüssiges Lesevergnügen: George Orwells Romandebüt in einer Neuübersetzung
Gleich drei neue deutsche Ausgaben von Orwells „1984“! Wahrscheinlich hat die Renaissance mit den 70 Jahre nach seinem Tod freigewordenen Rechten zu tun. Dass auch der Schauplatz seines Debütromans im Jahr 2021 unter dem Namen Myanmar wegen eines Militärputsches wieder Schlagzeilen machen würde, konnte der Dörlemann-Verlag nicht ahnen. Umso spannender ist es, „Tage in Burma“ (im Original erschienen 1934) heute zu lesen, mit dem sich Orwell seine Erfahrungen bei der Indian Imperial Police vom Leib schrieben. Der Neuübersetzer Manfred Allié sorgt für ein flüssiges Lesevergnügen, beschönigt aber auch nicht den stupiden Rassismus der wutrotgesichtigen Kolonialisten, die da selbstherrlich am Rande des Dschungels in ihrem Europäischen Club hocken.
„Tage in Burma“ beschreibt aus der wissenden Distanz mit einem zarten Hang zu Karikatur einen hübschen Strauß an Charakteren, die meist leiden, hassen oder beides.
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