In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.
Die Ironie! Gibt man „Parnell“ und „Oreo“ bei Google ein, erscheint das Profil von Justin Parnell, Business Unit Pillar Leader (was immer das ist) für die beliebte amerikanische Süßwarenmarke. Und da bei nichtfiktionalen Menschen bekanntlich die Unschuldsvermutung gilt, dürfen wir davon ausgehen, dass Herr Parnell alles andere als eine Schurke ist. Wie könnte auch jemand böse sein, der diese köstlichen Kekse macht, bei denen eine weiße Creme zwei knusprige schwarze Biskuitscheiben zusammenhält?
Heute wird der Begriff Oreo in Amerika verächtlich Schwarzen vorgehalten, in denen eine weiße Seele schlummern soll. 1974 war er noch harmlos witzig, erst recht als Selbstbezeichnung. Die jüdisch-schwarze Komikerin und Autorin Fran Ross nannte so ihre badass Hauptfigur, ihrerseits Tochter einer Schwarzen und eines Juden, die eben diesen Vater in New York suchen geht. Dabei begegnet sie allerlei kuriosen Gestalten und einem richtig schlimmen Finger: einem schwarzen Zuhälter, der im „perlmütterlich pinken Samtamzug“, seine zehn Prostituierten hinter sich, stolz durch die Straßen paradiert und sich von ihnen die Schuhe putzen lässt, um dann einer nach den anderen mit den polierten Sohlen einen Arschtritt zu verpassen.
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