Auftrag
Übersetzung des Textes aus dem Englischen ins Deutsche
Auftraggeber
Kurier freizeit
Projektinfo
Exklusiv für die freizeit: T. C.Boyles Weihnachtsstory
Wenn wir über die Tradition winterlicher Feiertage sprechen, dann meinen wir vielleicht die heidnischen Riten zur Wintersonnenwende, wenn die Sonne zurückkehrt, oder die christlichen Zeremonien zur Geburt von Gottes Sohn oder auch einfach die Rituale des Shoppens und Schlemmens im Familienkreis, die unsere weltliche Gegenwart hervorgebracht hat. Und doch feiert jeder und jede von uns nach eigener Bestimmung und auf eigene Weise. Für mich hat sich diese Bestimmung im Laufe der Jahre geändert. Heute genügt sich die äußere Fassade der Feiertage selbst und versinkt jeder tiefere Sinn in einer Suppe der Verbitterung über die unverhohlene Verlogenheit des Versuchs, einem bedeutungslosen Universum Bedeutung überzustülpen.
Im Anfang war Glanz und Glorie allüberall. Ich wuchs in einem römisch-katholischen Arbeiterhaushalt in Peekskill auf, fünfzig Kilometer nördlich von New York City. In der Zeit, von der ich hier erzähle – den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts – hatten die Folgen der Erderwärmung unsere Winter noch nicht eingedampft, wir hatten also Schnee, echten Schnee, und der nährte natürlich die Legenden vom Schlitten und von den Rentieren und dem wohlwollenden Geschenkebringer in roter Gewandung, dessen einziger Lebensinhalt im Schenken und Liebsein und Liebhaben bestand: Santa Claus. Der Heilige Nikolaus. Der Weihnachtsmann. Das Christkind. Als meine Schwester und ich noch sehr jung waren, konnte man den Zauber mit Händen greifen. Wir gingen mit einer Geschichte zu Bett und erwachten am nächsten Tag zu einem üppig geschmückten Weihnachtsbaum mit darunter ausgelegten Geschenken, einem Wunder höchsten Ranges. Santa Claus, oh ja.
Weiter in der freizeit vom 4.12.2021