Garland – Schauspielhaus Graz. Die Namen dieser tiefschwarzen Screwball-Komödie sind dem Leben des einstigen Kinderstars Judy Garland und dem Film "Der Zauberer von Oz" entlehnt. Doch der Inhalt ist total heutig. Die 1992 geborene Dramatikerin Svenja Viola Bungarten hat ein Stück über unsere Welt ohne Zukunft geschrieben, Anita Vulesica in Graz eine hitverdächtige Uraufführung inszeniert.
7. November 2021. Wer hätte gedacht, dass es noch neue Werke der Dramatik gibt, in denen etwas passiert? Die zu einer Zeit (jetzt, in der Klimakrise) und an einem Ort spielen, der gleichzeitig konkret und Metapher ist (Amerika bei Penig in Mittelsachsen). Mit Dialogen zwischen Figuren mit Nöten, die aber nicht nur reden, sondern einander fesseln und knebeln und mit Gewehren bedrohen? Stücke, denen dennoch der Beigeschmack weder von eskapistischer Unterhaltung noch von psychologischem Familiendrama anhaftet, weil sie Sätze wie diesen enthalten, schwitzend vorgetragen von einem überambitionierten Filmemacher? "Wie eine Krebspatientin, halb im Leben und schon halb im Sterben begriffen, schwebt die Erde im Sonnensystem. Eine Welt ohne Zukunft."
Apokalyptischer Teufelskreis
Die 1992 geborene Svenja Viola Bungarten nimmt fleißig an Schreibwettbewerben teil. Den Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarktes gewann sie dieses Jahr mit Maria Magda, im Lockdown gab es kurz darauf eine Online-Uraufführung durch das Theater Münster. Mit dem bereits 2019 fertiggestellten Text "Garland" hingegen hat Bungarten gar nix gewonnen. Den macht das Schauspielhaus Graz einfach so, schön extravagant, an seiner größten Spielstätte, und das mit Hollywood-Wumms, Drehbühne, aus dem Boden fahrenden Kulissen und Wüstenstaub. Erstaunlich, mutig und großartig.