Damien Jalets „Planet (wanderer)“ im Festspielhaus St. Pölten
In die völlige Finsternis rieselt ein fahles Licht hinein. Oder sind es doch feine Körner, wie in einer Sanduhr? Gebannt verfolgt man die ersten Minuten des Stückes „Planet (wanderer)“, in denen der Eindruck entsteht, man sei auf einem kargen, fremden Planeten gelandet, wo sich das Auge erst an extraterrestrische Verhältnisse gewöhnen müsse. Allmählich stellt sich das immer mehr werdende Streugut als ein Mensch heraus, der einem Wüstenkriechtier ähnlich die Position in der Bühnenmitte verlässt.
Keine Sorge, das Licht wird noch heller werden in dieser erstaunlichen Tanzproduktion, sogar Körper bekommt man zu sehen, die sich bewegen, wenn auch zunächst über weite Strecken nur im Stand. Eine eigenartige, silbrig-grau schimmernde Substanz zwischen Schlamm, Sand und Lava bedeckt die gesamte Bühne, darin scheinen die acht Tänzerinnen und Tänzer festzustecken, ja überhaupt daraus gewachsen zu sein, wie Halme im Wind. Schon wie sie sich in verschiedene Richtungen in Schieflage begeben, so weit, dass sie nach aller Logik umkippen müssten, ist ein visuelles Ereignis. Aber vielleicht dieser Planet ja einer, auf dem die Schwerkraft anders agiert als gewohnt. Oder die Öko-Apokalypse hat die Erde aus dem Gleichgewicht gebracht. Raum für Assoziationen ist gegeben, aber auch wer nur schauen und hören will, wird bedient.
Weiter im Falter-Kulturwinter 2021