Zdeněk Adamec – Salzburger Festspiele – Friederike Heller bringt eine Szene von Peter Handke zur Uraufführung
Salzburg, 3. August 2020. Da wollte man sich schon versöhnlich zeigen mit Peter Handke. Der politisch umstrittene Nobeltreisträger legt mit "Zdeněk Adamec" ein neues Stück vor, das zwar kein Wurf ist wie "Immer noch Sturm", aber auch kein monumentaler Unfug wie sein letztes, "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße", vielmehr eine klein gedachte Gedankenübung mit Thema. Doch dann tritt Handke nach der Uraufführung auf die Bühne des Landestheaters. Statt sich zu verbeugen, zupft und streichelt er seltsam an den Spieler*innen herum oder kneift ihnen neckisch-gönnerhaft in die Ohren. Das Publikum klatscht irritiert weiter.
Man rollt also die Augen und besinnt sich seufzend auf die gebotene Trennung von Werk und Autor. Dank künstlich verlängertem Schlussapplaus wird man nie wissen, wie das Premierenpublikum der Salzburger Festspiele den Abend wirklich fand. Da wie meist bei Handke nichts Eigentliches passiert, vermutlich eher öd. Bei der ersten großen Schauspielneuinszenierung nach dem Lockdown für mehr als 250 Zuschauer*innen wollten diese Spektakuläreres sehen als fein ziselierte Dichtung. Und Regisseurin Friederike Heller gilt zwar als Handke-Expertin, seit sie vor 16 Jahren den "Untertagblues" rhythmisch aufpeppte, hält sich diesmal aber auffallend zurück, zumal mit Pepp.
Schon die Bühne spart an Schauwerten: Sabine Kohlstedt hat Metalltraversen aufgestellt und spitzbogenhaft zu Toren verbunden. Einmal schneit es, kurz darauf entleert sich ein Korb Äpfel über die manchmal sich drehende Bühne. Eine Band um Peter Thiessen spielt dessen sanft melancholische Kompositionen und Hits wie "Black Is Black" oder "Hallelujah". Diese Titel kommen im Text vor, und auch dem Ensemble scheint oft nichts einzufallen, als szenisch zu doppeln, was die – nicht einzeln beschriebenen – Personen bei Handke sagen.
Aus Protest gegen nichts Aktuelles
Und was sagen sie? Sie sprechen über dies und jenes, verweisen auf Dinge "draußen" – das erregte "Schaut doch!" übernimmt meist der exzentrische André Kaczmarczyk –, und vergleichen ihre teils akkuraten, teils fantasierten Recherchen über Zdeněk Adamec. Der Steinmetzsohn und Schüler verbrannte sich am Morgen des 6. März 2003 18-jährig in Prag "aus Protest gegen nichts Aktuelles", wie bereits in Handkes 2017 erschienenen Roman "Die Obstdiebin" steht.