Ibiza jetzt auch im Jelinek-Sound
Jetzt ist schon wieder etwas passiert. Und oops, she did it again. Elfriede Jelinek verarbeitet die Ibiza-Affäre. In einem Begleittext zu ihrem neuen Stück „Schwarzwasser“ meint die Literaturnobelpreisträgerin zwar, sie habe sich diesmal nicht sofort an den Schreibtisch gesetzt. Doch es ging erstaunlich schnell: Neun Monate nach Veröffentlichung des Videos mit Strache, Gudenus und der falschen Oligarchennichte gibt es bereits eine Uraufführung im Akademietheater. Wie üblich ist es kein Drama mit Figuren und Dialogen, sondern ein Textteppich, der sich über Assoziationen und Wortspiele von einem Thema zum nächsten hangelt. Das schafft Jelinek meisterhaft.
Ob ihr Text auf der Bühne nachhaltig berührt, überlässt die Autorin auch dieses Mal ganz bewusst der Regie. Robert Borgmann geht behutsam mit dem Text um – zu behutsam, um aus den Anspielungen auf die allen noch sehr präsenten Ibiza-Motive mehr herauszuholen als gallig-ironische Rückschau. Er baut Tableaus für Monologe und Chorstellen, die sich in aller Ruhe entfalten und niemandem wehtun.
Das Publikum freilich fühlt sich besser unterhalten als bei früheren Jelinek-Aufführungen. Wenn Martin Wuttke mit einer Dose Red Bull auf die Bühne tapst, weiß es Bescheid und lacht. Selbst mit den antiken Anspielungen sind viele vertraut, hat die Burg doch „Die Bakchen“ auf dem Spielplan.
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