Fiston Mwanza Mujila im Akademietheater
„Die ganze Welt ist Bühne“, schrieb schon Shakespeare, und seitdem ist es ein bisschen eine leere Floskel. Fiston Mwanza Mujilas Stück „Zu der Zeit der Königinmutter“ spielt in einer Bar irgendwo im Nirgendwo und landet bei seiner Uraufführung im Bühnenbild von Katrin Brack – das eine Bühne ist. Darauf steht nur das Equipment einer dreiköpfigen Band, und sie wird von verschiedenfarbigen Vorhängen gesäumt. Bracks romantische, aber recht unoriginelle Theater-im-Theater-Metapher zeigt symptomatisch, wie schwer es ist, dieses Stückes habhaft zu werden. Der einzige Platz, wo es sich verorten lässt, scheint der Nicht-Ort Theater selbst zu sein.
Dabei wirkt es nicht so, als würde der Text dort unbedingt hinwollen. „Zu der Zeit der Königinmutter“ versammelt eine Gruppe skurriler Gestalten in einer Bar, die dort offenbar schon immer waren und sich in Wehmut üben. Die alte Zeit – so es sie je gab – bestand zwar vor allem aus schmutzigem Bier und lüsternen Männern, war aber dennoch offenbar viel toller als das triste Jetzt. So behilft man sich mit der „Erinnerung“ an vermeintlich erlebte Geschichten und Mythen von Schlangenmenschen und regnenden Fröschen. Blumige Worte, eindringliche Beschreibungen und eine fast biblische Wucht setzen ein überwältigendes Kopfkino in Gang. Nur übergreifenden Plot gibt es keinen, auch die Figuren entgleiten dem Zuschauergriff. Selbst die ominöse Königinmutter ist längst tot, wie Gertraud Jesserer am Ende in einem fast gruselig nüchternen Monolog schildert.
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