Mythos VOEST – In Linz surfen Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger durch die nicht unkomplizierte Geschichte des österreichischen Stahlkonzerns
Linz, 22. Februar 2019. Die VOEST als Thema eines Theaterabends – warum erst jetzt? Bedeutung und Thema des "Mythos VOEST" für die Stadt Linz liegen ja auf der Hand. Während der erste Teil der dokumentarischen Stückentwicklung von Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger in den Kammerspielen des Landestheaters läuft, fragt man sich allerdings das Gegenteil: Den Linzer*innen von der VOEST erzählen, heißt das nicht Eulen nach Athen tragen? Die wissen das doch alles. Sebastian Hufschmidt muss sich nur eine Brille aufsetzen, schon lacht der halbe Saal, weil er ihn als Dr. Eder erkennt, den aktuellen Vorstandsvorsitzenden. Die Rede Hermann Görings zur Eröffnung der zunächst nach ihm benannten Stahlwerke wird angeblich sogar in Oberösterreichs Schulen durchgenommen.
Stahlgerüst und Metalltreppe
Ohne die VOEST (ursprünglich VÖEST, also Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke, aber das E wurde nie gesprochen) hätte Linz wohl nicht seine heutige Größe als Industriestadt. Das mittlerweile als voestalpine AG firmierende Unternehmen entstand flugs nach dem "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland 1938. Nach dem Krieg wurde es die Vorzeigefirma der verstaatlichten Industrie, ein bequemer Jagdgrund für die Sozialdemokratie, 1995 schließlich als Aktiengesellschaft privatisiert. Heute stellt es sich den Herausforderungen der Industrie 4.0.
Das alles wird vor der Pause im Detail abgearbeitet, zügig und doch lähmend, weil 80 Minuten lang und mit wenig szenischem Futter. Eingangs spricht das fünfköpfige Ensemble noch zu sparsamer Klavierbegleitung von Nebojša Krulanović eine die phosphorgeschwängerte Werksatmosphäre poetisch verklärende Einleitung vor dem – genau! – eisernen Vorhang. Der gibt sodann eine Drehbühne mit – logisch! – Stahlgerüst und Metalltreppe frei, dahinter eine Videowand mit wechselnden Visuals (meist: schwarzem Rauch aus den Schloten der VOEST, deretwegen es früher oft hieß: "In Linz, da stinkt's").