Rosmersholm – Theater in der Josefstadt Wien – Ulf Stengl hat Ibsen modernisiert, Elmar Goerden inszeniert bis in die Bühnenecken
Wien, 7. November 2019. Dieser Meta-Witz zündet nur im Theater in der Josefstadt: "Mach die Tür hinter dir zu!", sagt Johannes Rosmer im Streit zu seiner Mitbewohnerin Rebekka. Sie antwortet: "Welche Tür?" Tatsächlich ist keine Tür zu sehen, das Bühnenbild ist ein Würfel aus verschieden breiten türkisen Streifen, eine Art Strichcode in 3D, wie er – wohl seit dem "Matrix"-Film der Wachowski-Schwestern – oft den virtuellen Raum symbolisiert.
Wie mit der neuen Freundin bei Tisch
Aus dem Text erfahren wir aber, dass die Überschreibung des Ibsen-Dramas "Rosmersholm" wie das Original in Rosmers Landhaus spielt. So eine dem Theater an sich inhärente Abstraktion gilt dem Josefstadt-Publikum immer noch als gewagt (bald schon werden eh Requisiten wie Bettwäsche oder ein rustikaler Stuhl herbeigeschafft). Dabei bemüht sich Direktor Herbert Föttinger schon länger, seine Abonnenten immer wieder zu fordern. So auch mit dieser Uraufführung durch Elmar Goerden, der dem Haus mit gediegenen psychologischen Inszenierungen einige Nestroy-Preise beschert hat.
Gegenüber etwa Die Verdammten ist "Rosmersholm" für Josefstadt-Verhältnisse die reine Provokation. Oft, etwa wenn Katharina Klar als Rebekka Hose und Höschen runterlässt, um zu veranschaulichen, wie sehr sie auf alles pisst, schielt man ängstlich zu den Mitzuschauer*innen wie zu Großeltern, wenn die neue Freundin bei Tisch "Scheiße" gesagt hat. Wie haben sie es aufgenommen? Der ganze Abend ist ein Wechselbad der Gefühle von "Ich will doch, dass Oma und Opa sie mögen!" zu "Vielleicht ist sie doch nicht die Richtige."