Das Duo Notfoundyet spricht über seine sexuell anregende Performance „Hot Springs“ im Wuk
Was ist sexuell erregend? Thomas Kasebacher und Laia Fabre gehen dieser Frage nach einjähriger Recherche auf den Grund. Zuschauerinnen und Zuschauer ihrer Performance „Hot Springs“ sollen im Zuge des Abends vom unstillbaren Verlangen gepackt werden, sofort nach Hause zu gehen und ... Aber der Name, den sich das Paar als Künstler gegeben hat, lautet Notfoundyet. Es kann also gut sein, dass der Weg zum Happy End auch bei der Premiere im Wiener Wuk noch nicht gefunden ist. Im Gespräch verraten Kasebacher und Fabre, wie sie die Säfte zum Brodeln bringen wollen.
Falter: Eine Performance, die zum Sex anregt: Wie ernst ist diese Ankündigung gemeint?
Thomas Kasebacher: Natürlich ist unser Versuch spielerisch angelegt, weil wir wissen, dass die Trigger bei allen verschieden sind. Am Ende steht vielleicht ein Scheitern. Aber wir wollen das schon probieren.
Wie sehen Sie Ihre Chancen auf Erfolg?
Laia Fabre: Wir arbeiten mit einer Gruppe von Leuten – nicht mit Schauspielern, die mögen wir nicht so gern –, und bei der gestrigen Probe haben wir sie mit Wasser experimentieren lassen. Es gab Fontänen und einen Goldregen, und ich muss sagen: Wow, schon bei der Probe hat mich das ziemlich getriggert!
Wie kamen Sie auf die Idee?
Fabre: Ein Freund erzählte uns von einer Performance, die er besucht hatte und nach der er sofort Sex haben wollte. Uns gefiel der Gedanke und reizte die Herausforderung: Wie schaffen wir es, das ganze Publikum zu triggern?
Wie darf man sich die Recherchephase vorstellen?
Kasebacher: Wir haben Leute befragt, was sie erregt, und uns auch selbst geresearcht, einzeln und zusammen. So entstand ein Tagebuch mit überraschenden Erkenntnissen. Laut Studien werden im Internet zum Beispiel unverhältnismäßig oft Begriffe wie Transsexualität gesucht. Das ist sehr aussagekräftig, weil anonym.
Anonymität als bester Weg zum Sex?
Kasebacher: Es gibt auch Experimente, bei denen man Unbekannte zusammen in einen Raum steckte und ihnen vergewisserte, dass sie niemals erfahren werden, wer wer ist. Zu 99 % kam es zu sexueller Aktivität.
Das direkteste Mittel zur sexuellen Erregung wäre ja Pornografie.
Fabre: Aber in der Gruppe konsumiert wird Pornografie eher als peinlich wahrgenommen und nicht als erregend. Ein Schamgefühl ist genau das, was wir nicht wollen.
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