In der erst 40 Jahre nach Erich Kästners Tod erschienenen Urfassung seines Romans „Fabian“ geht es ziemlich heiß her. „Der Gang vor die Hunde“, wie der Text jetzt heißt, ist beileibe nichts für Kinder. Rund um den Veteranen und Werbetexter Dr. Jakob Fabian entfaltet sich ein Berlin der 1920er-Jahre mit humorvollen Femmes fatales und seltsam ziellosen Männern. Alle verströmen sie eine Art geborgtes Freiheitsgefühl, als würden sie spüren, dass bald das ganze Land vor die Hunde geht. Als Fabian seinen Job verliert, wird alles rasch immer schlimmer für ihn.
Nicht so rasch leider in der Theaterfassung der Salzburger Gruppe Spielwerk, die geschlagene drei Stunden dauert. Mannshoch formen die sechs Buchstaben des Namens Fabian das Bühnenbild im kleinen Off-Theater. Zwischen den Szenen werden sie herumgeschoben, umgekippt, aufgestellt. Rund um die Lettern turnen sich vier Schauspielerinnen und zwei Schauspieler durch wechselnde Rollen (spitze: Nina Petri). Regisseur Georg Büttel scheint nicht radikaleren Kürzungen bereit und findet daher auch keinen zwingend heutigen Zugang, den Kästners Panoptikum durchaus hergäbe.
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