Der Choreograf Chris Haring sammelt exotische Sprachen und lässt dazu tanzen, demnächst auch beim Donaufestival
Im Probenraum in Wien-Favoriten wabert der Elektrosound. Vier Tänzerinnen und vier Tänzer sind fast mathematisch exakt im Raum verteilt, ganz bei sich. Während des Tanzens betätigen sie immer wieder kleine iPods, dann erklingen fremde Stimmen in exotischen Sprachen, sie bewegen perfekt synchron die Lippen dazu. Vom quietschvergnügten Baby der Assistentin am Rand lässt sich niemand aus dem Konzept bringen, auch Chris Haring nicht. Er wirft – für Außenstehende wie Geheimcodes klingende – Anweisungen in den Raum, schaut abwechselnd auf die Tanzenden und konzentriert in seinen Computer. Um 18 Uhr endet die Probe zu „Church of Ignorance“, der neuen Arbeit von Österreichs bekanntester Performance-Gruppe Liquid Loft. Sie wird am Auftaktwochenende des Donaufestivals in der Kremser Dominikanerkirche gezeigt.
Chris Haring ist der perfekte Gastgeber in seinem Probenraum. Er verzichtet aus Rücksicht auf den Gesprächspartner aufs Rauchen, entschuldigt sich für Chaos, wo keines zu erkennen ist. Im Gespräch gibt er sich empathisch, in sich ruhend. Oder auch müde. Der 47-jährige ist erst am Vortag aus Brasilien zurückgekehrt, wo er mit dem Ballett der Oper São Paolo eine Choreografie einstudiert. Jetzt aber erzählt er von „Foreign Tongues“, dem groß angelegten Projekt, aus dem sich alle jüngeren Arbeiten von Liquid Loft speisen.
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