Unterm Strich. Ein Jahrmarkt der Eitelkeit – Margit Mezgolich inszeniert im Theater an der Gumpendorfer Straße in Wien ihre Version von William Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeit"
Wien, 21. April 2018. Die Regisseurin ließ ausrichten, man müsse William Thackerays Wälzer nicht vorher lesen. Aus "Vanity Fair" hat Margit Mezgolich in ihr Stück "Unterm Strich. Ein Jahrmarkt der Eitelkeit" nur das Prinzip des Spielleiters übernommen. Der ist im Original ein strippenziehender auktorialer Erzähler, der die Romanhandlung mit lebensweisen Kommentaren gerne unterbricht. Stefan (Raphael Nicholas) zitiert an diesem Abend im Wiener Theater an der Gumpendorferstraße öfter diese Passagen.
Alle Jahre sind eins
Gleich zum Auftakt spricht er von der Melancholie, die den Spielleiter beim Blick auf den Jahrmarkt überkomme. Er tut es in stolzer Pose, "auf alt" kostümiert, mit Zeremonienmeisterstock und wissend müdem Lächeln. Indes markieren die roten Ballons und von innen beleuchteten Holzkisten auf der Bühne ein heutiges Sommerfest mit Instagram-Qualität, auch die Kostüme der vier Mitspielenden erzählen Gegenwart. Es braucht eine Weile, bis das kunstfertige Spiel mit den Zeitebenen sich erschließt. Denn Stefan ist sozusagen Einsteins Nasstraum: Er ist gleichzeitig 1848, 1989 und 2018.