In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.
Die unheimlichsten Schufte in guter Literatur sind die, deren Schurkenstatus man sich einfach nicht eingestehen will. Man liest und liest und erfährt wenig Positives über den Charakter, bis man peinlich überrascht über der „Auflösung“ brütet, dass er nie wirklich ein guter Mann war. Obwohl er Goodman heißt.
Goodman Wolf ist der Schönling in dem Freundeskreis, der sich in einer inspirierten Sommernacht im Ferienlager formt und selbstironisch „Die Interessanten“ nennt. So ist auch der große Roman der US-Autorin Meg Wolitzer betitelt (in Werner Löcher-Lawrence’ deutscher Übersetzung 2014 erschienen), der das Leben dieser Freunde von ihrem Teenageralter bis in jenes ihrer Kinder verfolgt. Nur eine gehört schon bald nicht mehr dazu: Cathy Kiplinger, Goodmans Freundin, die ihm in einer Silvesternacht Vergewaltigung vorwirft. Beide waren zu dem Zeitpunkt unter Drogeneinfluss, Goodman hatte schon länger mit einem Alkoholproblem zu kämpfen, das seine Eltern verkrafteten, hatten sie doch noch Ash, das Vorzeigekind.
Mehr in der Buchkultur 181