Ein paar Mal schmeißt sich Alexandra Henkel ordentlich gegen eine Bretterwand, um sich abzureagieren. Die Dinge sind ja auch zum Gegen-die-Wand-Rennen in „Girls & Boys“, dem neuen Monolog des britischen Dramatikers Dennis Kelly („Waisen“), auch wenn man das erst allmählich erfährt. Im Vestibül des Burgtheaters spielt Henkel die österreichische Erstaufführung in der Regie ihres Mannes Dietmar König, der wie sie Burgschauspieler ist. Die deutsche Übersetzung stammt von John Birke, sie ist durch wenige Andeutungen im deutschsprachigen Raum verankert.
Die 80 Minuten durchgehendes Erzählen trägt Henkel mühelos. Die im Ensemble sonst eher in die dritte Reihe verbannte Schauspielerin hat ein Vehikel gefunden, zu brillieren. Sie gibt eine wache, charismatische Frau, die schildert, wie sie erst ihre Saufen-Drogen-Ficken-Phase hatte und dann ihre Reisephase. Auf einem Flughafen lernte sie ihren Mann kennen, der sie damit beeindruckte, wie er zwei unverschämte Models in einer Warteschlange abkanzelte.
Lange Zeit ist das ein unverbindlicher, launiger Plausch. Henkel spricht die Zuschauer direkt an wie in einer Stand-up-Show, rät einem von ihnen sogar, sich von seiner Partnerin zu trennen, wenn die Liebe nicht intensiv genug sei.
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