Regisseurin Katrin Hammerl gibt in „Ein einziges Leben“ Vertriebenen eine Stimme zurück
Bei ihrer Mutter daheim in Güssing entdeckte Regisseurin Katrin Hammerl das Buch „Vertrieben – Erinnerungen burgenländischer Jüdinnen und Juden“, eine Sammlung von Gesprächen der Burgendländischen Forschungsgesellschaft mit 33 einstigen Einheimischen, die in der NS-Zeit ins Exil mussten.
Hammerl destillierte aus dem Buch und dem diesem zugrundeliegenden Archivmaterial einen Text, den sie mit drei Schauspielprofis aus Wiens freier Szene auf die Bühne des Offenen Hauses Oberwart bringt. Das Ergebnis kann sich sehen, vor allem aber hören lassen. Vor einer fragil wirkenden Wand aus unterschiedlichen Fenstern (Bühne: Elisabeth Vogetseder) bewerfen Elisabeth Veit, Anna Kramer und Kilian Klapper das Publikum mit Rekapitulationsfetzen. Die Vornamen der zitierten Zeitzeugen werden zwar dazugesagt, doch sind es so viele, dass bald klar wird: Hier geht es nicht um rührige Einzelschicksale, sondern um ein Netz aus Nostalgie und verborgener Enttäuschung der eigenen Heimat gegenüber. Der Titel „Ein einziges Leben“ ist eine produktive Provokation.
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