Die Künstlerin Barbara Ungepflegt lädt zur performativen Wohnungseinweihung am Wallensteinplatz
„Das war wohl eine nicht so überlegte Entscheidung“, unterstellt der freundliche Arbeiter im roten Arbeitsanzug. „Da siecht ja jeder eini“, analysiert die ältere Passantin messerscharf. „Angenehm, Ungepflegt“, grüßt Barbara Ungepflegt und reicht einem Obdachlosen einen mittelkalten Weißwein im Plastikbecher. Der bleibt gefasst angesichts des großen Glücks, mit den versammelten Freunden, Kuratoren und Pressemenschen gemeinsam an der Einweihungsfeier der Wiener Künstlerin teilnehmen zu dürfen.
Für 14 Tage ist Barbara Ungepflegt in eine Bushaltestelle am Wallensteinplatz gezogen, die aussieht wie das Spiegelbild von jener des 5B Richtung Heiligenstadt, an die ihr neues Zuhause angebaut ist. Der Unterschied: Sie hat eine – fast blickdichte – vierte Wand. Durch die gläserne Originalhaltestelle hindurch kann man aber sehr genau bei Frau Ungepflegt hineinschauen, und genau darum geht es. Mit „Airpnp – Air pause and peep“ möchte sie zum Nachdenken über Vertrauen im öffentlichen Raum und das Vermieten von privatem Raum wie auf der Plattform Airbnb anregen.
Um die Wohnung durch eine Seitentür zu betreten, muss man sich bücken. Die vier Quadratmeter hat sie gemütlich eingerichtet, mit Tisch, Sessel, Ausziehsofa, Radio und Minibibliothek. Wäre sie in einem Theater, wäre das eine Premiere. Daher umarmen die Menschen die Performerin, befragen, fotografieren sie. „Ich bin jetzt schon erschöpft“, hört man sie sagen. „Wo ist der Toni?“
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