Mit Raimunds „Verschwender“ und einer „Aschenputtel“-Modernisierung eröffnen die Komödienspiele Porcia
Niemand geringerer als Thomas Bernhard hat das Ensemble Porcia mitgegründet: Er und der Kärntner Regisseur Herbert Wochinz orteten 1960 im Arkadenhof des gleichnamigen Renaissanceschlosses von Spittal an der Drau dramatisches Potenzial. Das Schloss Porcia am Rande eines idyllischen Parks ist die Sehenswürdigkeit des 15.000 Einwohner zählenden Städtchens. Bis heute werden hier allsommerlich Komödien gespielt.
Seit der Saison 2015 ist die Tiroler Schauspielerin Angelica Ladurner Intendantin, und sie hat sich selbst eine Aufgabe gestellt. Nach dem Motto „Europas Komödien erleben“ müssen alle sechs (!) Eigenproduktionen eines Sommers aus je einem europäischen Sprachraum stammen. Nach Frankreich und England sind heuer deutschsprachige Stücke an der Reihe, darunter preußische Lachklassiker wie „Pension Schöller“, aber auch Modernes von Stefan Vögel und Folke Braband.
Eröffnet wurden die Komödienspiele mit Ferdinand Raimunds Wiener Volksstück „Der Verschwender“, auf das die Bezeichnung Lustspiel weniger zutrifft als die des moralischen Zaubermärchens. In der Geschichte des freigiebigen, vom Glück anfangs noch protegierten Herrn von Flottwell wird die Verschwendungssucht zuerst angeprangert, dann belohnt. Der Millionär lässt sich von seinem berechnenden Kammerdiener ausnutzen. Da er stets einer von den Guten war, gönnt ihm das Schicksal eine Wendung zum Positiven.
Mehr im Falter 29/17