Gewöhnlich veranstaltet die Kompagnie Nesterval Schnitzeljagden und Stadtabenteuer. Dabei folgt das Publikum den Spielern, stellt ihnen Fragen und löst so Rätselaufgaben, oft Mordfälle. Unter Spielwütigen hat die Truppe daher deutlich mehr Fans als beim Performance-Publikum. Dank einer Förderung der Stadt Wien für interdisziplinäre Projekte erscheint sie mit ihrem neuesten Produkt „Nesterval’s Dirty Faust“ nun auf dem Radar der Theaterkritik.
Ein Gebäude in Favoriten nebst stimmungsvoller alter Kirche wurde aufwändig als 60er-Jahre-Hotel eingerichtet. Hier tummeln sich Rezeptionisten in pinken Uniformen, crossdressende Gäste und Tanzlehrer, denn neben Goethes „Faust“ wird auch die Filmschnulze „Dirty Dancing“ zitiert. Beim Check-in erhält man einen auszufüllenden Zettel, der anregt, dem Beziehungsgeflecht zwischen den 20 Figuren auf den Grund zu gehen. Da der Hotelaufenthalt auch Zeitreisen beinhaltet, erlebt man in drei Stunden mehrmals dieselbe, zwar kurze, aber dionysische Party. Dazwischen folgt man den Figuren durch die Hotelgänge und versucht, aus ihren improvisierten Gesprächen schlau zu werden.
Mehr im Falter 44/17