Am 27. 8. 2015 wurde in einer Pannenbucht der Autobahn bei Parndorf ein grausiger Fund gemacht: 71 geflohene Männer, Frauen und Kinder waren in einem Lkw von Schleppern nach Österreich gebracht worden und ums Leben gekommen.
Statt ein Marterl aufzustellen oder eine Plakette anzubringen, nahm der Parndorfer Gemeinderat den Vorschlag der Theaterinitiative Burgenland an, der Tragödie mithilfe einer Theaterproduktion zu gedenken. Regisseur Peter Wagner beauftragte 21 Autorinnen und Autoren aus dem Burgenland (etwa Sophie Reyer, Katharina Tiwald und sich selbst) mit Texten zum Thema. Außerdem schwärmten die Schreibenden mit Kameras aus und befragten beteiligte Politiker, Bestatter, Einsatzkräfte und andere, die mit ihren Aussagen die literarische durch eine dokumentarische Aufarbeitung ergänzen können.
Die Videos und sehr unterschiedlichen Textgattungen – vom abstrakten Gedicht über die Gameshowpersiflage – hat Wagner zur zweistündigen Performance „71 oder Der Fluch der Primzahl“ verwirbelt, die sich entsprechend abwechslungsreich, informativ und dank der Live-Musik von Ferry Janoska auch nicht übermäßig deprimierend ausnimmt.
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