Pension Schöller – Am Burgtheater Wien produziert Andreas Kriegenburg mit dem Schwank von Laufs/Jacoby einen mutmaßlichen Longseller
Wien, 22. Oktober 2016. Es gab 1978 eine Inszenierung von "Pension Schöller" an den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt, die kennt in Wien jedes Kind. Diese Version mit Maxi und Alfred Böhm gehört zu den wenigen Theateraufzeichnungen, die Menschen auf DVD besitzen. Sie ist hier so berühmt, dass viele "Pension Schöller" für eine österreichische Komödie halten, obwohl ihr Erfinder Wilhelm Jacoby und ihr Texter Carl Laufs beide aus Mainz stammten.
Um den Schwank aus dem Jahr 1890 erstmals auf die Bühne des Burgtheaters zu bringen, wurde nun nicht, wie vielleicht naheläge, Herbert Fritsch als Regisseur engagiert, sondern Andreas Kriegenburg, der vor exakt einem Jahr hier nach 15 Jahren seinen Wiedereinstand mit Gorkis "Wassa Schelesnowa" beging: einem weit weniger heiteren Stoff, den er aber mit freundlichen Scherzen und nervösen Ticks in der Charakterzeichnung aufzulockern suchte.
Nervöse Ticks haben, gelinde gesagt, auch einige Figuren im aktuellen Kriegenburg-Abend, was prinzipiell dem Thema der Geschichte entspricht: Der Spießer Philipp Klapproth will in Berlin eine Irrenanstalt besuchen. Sein Neffe nimmt ihn daraufhin zur Abendgesellschaft in Schöllers Familienpension mit, wo die urbanen Gäste eben alle ein bisschen exzentrisch sind – der Löwenjäger, der sensible Major, die Schriftstellerin – und vom Provinzler Klapproth bedenkenlos als mehr oder weniger gefährliche Geisteskranke akzeptiert werden.