Superpapas
Österreichs schrillste Klischeevernichtungstruppe Superamas ist in die Jahre gekommen und feiert 15 Jahre mit dem Einstieg ins Pornogeschäft
Sie sind Männer, was sie immer schon irgendwie problematisch fanden. Denn sie sind ja – wie alle – dagegen, dass Männer die Welt regieren. Ist es Zufall, dass die Superamas sich vor 15 Jahren als reiner Würstelstand formiert haben? „Es hat sich so ergeben“, sagt Frontman Philippe. „Aber wahrscheinlich aus gutem Grund.“ Seit 15 Jahren machen sie schrille, unterhaltsame, aber eben auch bittersüßlich böse Performance-Projekte in Österreich, Frankreich und Belgien. In Bühnenstücken und kleinen Filmen nehmen sie die Berlusconis dieser Welt aufs Korn und verdammen Kapitalismus und Machismo – indem sie sie darstellen. „Wir können nicht nur die Kapitalisten kritisieren. Wir müssen genau so schuldig sein wie sie“, sagt Philippe (die Nachnamen der Mitglieder kennt zwar jeder, aber sie werden in Medieninteraktionen grundsätzlich nicht erwähnt).
„Auch in unserer Jubiläumsperformance geht es darum, dass wir fünf Männer sind, die immer älter werden, aber eigentlich gerne Feministen sein wollen“, erklärt er. „Daher werden Superamas hier zu ,SuperamaX‘, einem total erfolgreichen Start-up-Unternehmen. Wir machen Gewinne mit allen möglichen Ideen. Unter anderem indem wir mit Cindy Gallops Porno-Webseite makelovenotporn.com zusammenarbeiten. Dort gibt es ethisch vertretbaren Porno.“
Was immer das genau heißt, das Fazit der Projektbeschreibung lautet immer: „Es ist eine Komödie“. Und obgleich eine solche Genre-Zuweisung viel zu bieder für die flippigen Superamas ist, wird doch klar, was das heißt: Tempo, Reizüberflutung und heitere Grundstimmung, die jeden Moment kippen kann, wenn der Zuschauer realisiert, was für furchtbare Dinge hinter den Klischees stecken, die auf der Bühne voller Inbrunst reproduziert werden. Und das gilt besonders auch für Geschlechterklischees. Was heißt das, wenn männliche Tänzer als Teil einer linksliberalen Kunstwelt jugendlich auf und ab hüpfen, als wären sie nicht mittlerweile auch schon über 40? „Wir hatten von Anfang an sehr viel Ambiguität auf der Bühne“, meint Philippe. „Wenn du etwa als Mann mit Kindern unterwegs bist, lächeln die Mädels dich an, weil sie denken, du bist treu. Das ist doch absurd!“
Als in Österreich basiertes Kollektiv, obwohl ohne gebürtige Österreicher, sind Superamas ein Paradebeispiel für die internationale Vernetzung der Performance-Welt. Philippe selbst kam lange vor diesen 15 Jahren der Liebe wegen nach Wien und blieb wegen der guten Kontakte zum ImPulsTanz-Festival und anderen. Mit den anderen, die in Belgien oder Dänemark sitzen, kommuniziert er außerhalb der weit verstreuten Probenphasen über Skype. „Ohne das Internet gäbe es Superamas nicht mehr“, gesteht Philippe. „Die Zeiten haben sich geändert.“ Und auch darum geht es in der Überdrüberjubiläumsfeministenunternehmerkomödie „SuperamaX“, die am 23. 10. im Wiener Tanzquartier Premiere hatte. Im brut inszeniert Philippe am 17. Dezember dann noch ein Date mit der belgischen Filmemacherin Miet Warlop.
Profis mit Profit – Wer oder was sind Superamas?
Hybrid. Mit der Hybrid-Performance „Building“ starteten die Superamas 1999 ihre Karriere. Auf ein Genre ließen sie sich in keinem ihrer 15 Jahre festlegen. Tänzer kämpfen gegen Videoprojektionen an, Sketch-Formate und kleine YouTube-Videos (etwa „Berlusconi“) wechseln sich mit dem ab, was wir als Theater kennen. Superamas sind oft im brut, bei der Sommerszene Salzburg oder im Tanzquartier zu Gast; und da die fünf männlichen Mitglieder, deren Namen die Öffentlichkeit nicht kennen soll, aus Frankreich und Belgien stammen, touren sie auch dort. Mit „SuperamaX“ – so die ironische Beschreibung des neuen Projekts – wollen die Performer ab 23.10. nun endlich Profite einfahren.