Goethes "Faust" kann auch ein mehrstündiger Klopper sein. Muss aber nicht. Max Merker bringt das Gelehrtendrama in Bregenz super kompakt und minimalistisch auf die Bühne. Und hat dennoch Zeit für emotionale Lieder und einen Balanceakt mit Baum.
18. April 2025. Die Frage schlechthin, wenn es um Klassiker geht, schon Goethe hat sie im "Vorspiel auf dem Theater" zu seinem "Faust I" gestellt. "Wie machen wir's, dass alles frisch und neu und mit Bedeutung auch gefällig sei?", sind denn – nach den Überschriften – auch Milva Starks erste Worte an diesem Abend im Vorarlberger Landestheater.
Minimalistisch, kommt als naheliegende Antwort in den Sinn. Die Bühne ist bis auf zwei Stühle links und einen Flügel rechts vorne komplett leer. Und in den drei an eine Kreuzung aus King Kong und dem Osterhasen erinnernden schwarzen Pudeln, die gerade noch etwas verloren den Raum abgesucht hatten, steckt das gesamte Ensemble dieser Aufführung, die mit 90 Minuten angekündigt ist und diese Dauer am Ende sogar knapp unterschreiten wird.
Ein Turbo-Faust
Verknappung und Zackigkeit gehören zu den Markenzeichen des Regisseurs und Clowns Max Merker, ein anderes ist der Rückgriff auf Mittel des Physical Theatre. Merker ist gern gesehener Gast in Bregenz. In der vergangenen Spielzeit arbeitete er hier die Essenz und Heutigkeit von Erich Kästners Roman "Fabian" in flotten anderthalb Stunden heraus. Der "Faust" in der gleichen Zeit, das ist freilich eine besondere Herausforderung, denkt man doch gleich mal an Legendäres von Frank Castorf (sieben Stunden), Nicolas Stemann (acht) oder Peter Stein (geschlagene zweiundzwanzig).