Unter dem Namen „Public Moves“ bietet Impulstanz statt eines Performance-Festivals 296 Freiluft-Tanzworkshops gratis an
Impulstanz geht zurück zu seinen Wurzeln, wenn auch nicht ganz freiwillig. Als Karl Regensburger und Ismail Ivo 1984 das Festival unter dem Namen Internationale Tanzwochen Wien ins Leben riefen, bestanden diese aus zwanzig Workshops, geleitet von sechs renommierten Tanzprofis. Performances und Gastspiele waren noch keine zu sehen. Dieses Jahr fallen die Aufführungen pandemiebedingt aus. Getanzt wird trotzdem. Unter anderem im Rahmen des Wiener Kultursommers bietet Impulstanz an sieben verschiedenen Open-Air-Stätten über die Stadt verteilt Kurse und Workshops zu jeder erdenklichen Körperregung an. „Public Moves“ heißt die Reihe: Soll sich das Publikum nach Monaten der Netflix-gestützten Verknöcherung auf der Couch gefälligst wieder (selber) bewegen!
Tun wird es dies gratis und – trotz dabei möglicherweise generierter Aerosole – recht gefahrlos. Auf Grasflächen wie der Kaiserwiese im Prater oder der Papstwiese im Donaupark, aber auch auf festeren Tanzböden wie im Arkadenhof des Rathauses oder am Hannah-Arendt-Platz in der Seestadt wird für jede der 50 zugelassenen Personen ein Platz von 16 Quadratmetern abgesteckt.
Die Schweißtröpfchen dürfen also fliegen, wenn Karin Pauer ihren kraftvollen Soundtrack einschaltet und ihre Teilnehmenden in einen langen Flow-Zustand versetzt („Planetary Practice“, ab 24.7.). Futurelove Sibanda wird die Bewegungsradien ebenfalls ausreizen: Er führt in traditionelle und moderne südafrikanische Tänze ein („Afro-Fusion“, ab 26.7.). Wie man den Körper zu diesem ganz typischen Doris-Uhlich-Beben bringt, zeigt die Choreografin höchstpersönlich mit Boris Kopeinig im Workshop „Seismic Touch“ (ab 13.7.). Wo Uhlich ist, dürfen freilich zwei andere große Aushängeschilder österreichischer Tanzperformancekunst nicht fehlen: Florentina Holzinger macht ein „Straight-on Workout“. Mit ihrer Gruppe untersucht sie, was wir aus Actionfilmen lernen können (ab 29.7.). Simon Mayer schließlich greift die durch Corona kreierte „neue Normalität“ auf und fragt: „Wie nah kann man sich auf Distanz sein?“
Mehr im Falter 28/20