Michail Bulgakow und der Roman seines Lebens: Der russische Satireklassiker „Der Meister und Margarita“ entstand über zwölf Jahre immer wieder neu. In einem neuen Band kann man sich durch die Urfassungen blättern.
Es ist kaum zu glauben, dass Michail Bulgakow auch noch andere Dinge geschrieben hat als sein 1966 posthum erschienenes Opus magnum „Der Meister und Margarita“. Nicht, weil dieses bekannteste seiner Werke von sowjetischen Zeitgenossen auswendig hergesagt wurde und alle anderen Publikationen des Autors überschattet, sondern weil Bulgakow ab 1928 und bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1940 dieses Buch immer und immer wieder schrieb.
Die ersten Fassungen verbrannte er sogar, dieser Sohn eines Dozenten der Katholischen Akademie Kiew, der der religionsfeindlichen UdSSR als zu christlich galt. Die stalinistische Bürokratie setzte ihm zu, und um 1930 hatte man begonnen, die Stücke des durchaus vielbeschäftigten Bulgakow nicht mehr zu spielen, die Prosa nicht mehr zu veröffentlichen. Unter diesen Umständen war ein Manuskript über den biblischen Pontius Pilatus und Voland, den Teufel persönlich, eine heikle Angelegenheit. Statt mit der bissigen Satire Öl ins Feuer zu gießen, warf er sie eben dorthin.
Einige Fragmente schafften es jedoch ins Bulgakow-Archiv. Auch spätere Romanfassungen und einzelne Kapitel sind dort vorzufinden. In Thomas Reschkes Übersetzung gibt es diese Urfassungen nun gesammelt unter dem Titel „Der schwarze Magier“ auf Deutsch neu zu lesen. Herausgegeben und mit Anmerkungen versehen hat sie ein Verlag, der für diese Aufgabe prädestiniert ist: Voland & Quist heißt nach dem bekannten Bulgakow-Schurken und einer Figur aus Harry Mulischs „Die Entdeckung des Himmels“.
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