• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

WIEDERGELESEN: AUS SCHWARZER SICHT – Klassikerrezension in der Buchkultur 210

October 26, 2023 Martin Pesl

Toni Morrison und ihr erbarmungsloses Debüt: Gar nicht blauäugig: der Debütroman von Toni Morrison, der vielleicht erst mehr als 50 Jahre nach seinem Erscheinen auf breites Verständnis stoßen wird

Welch hervorragende Idee, Toni Morrison jetzt wiederzuentdecken! Sie war die erste Afroamerikanerin, die einen Literaturnobelpreis erhielt, das war 1993. Spätestens dann, womöglich aber schon seit dem Pulitzerpreis für „Menschenkind“ 1988, wurde ihr persönlich die gebührende Anerkennung zuteil. Doch erst in unserer Gegenwart, die allmählich lernt, nichtweißen Stimmen wirklich zuzuhören, kann die Morrison-Lektüre auf breiteres Verständnis stoßen.

In diesem Frühjahr ist „Rezitativ“, die einzige publizierte Kurzgeschichte der Autorin, erstmals auf Deutsch erschienen. Deren höchst kompetente Übersetzerin Tanja Handels hat sich nun auch „The Bluest Eye“ neu vorgenommen, Morrisons ersten Roman. Der Titel ist, wohl um unerwünschte Assoziationen mit prügelbedingten Hämatomen zu vermeiden, im superlativlosen Plural geblieben: „Sehr blaue Augen“.

Auch dieses Debüt beruht auf einer nie Kurzgeschichte, die nie veröffentlicht wurde und ihrerseits eine Kindheitserinnerung der Verfasserin aufgreift: an ein Mädchen, das sich nichts mehr wünscht als blaue Augen. Denn blaue Augen bedeuten aus der Sicht Schwarzer Schönheit. Nur Weiße haben blaue Augen, Schwarze sind niemals schön. Dass es diese Sichtweise erst einmal mühevoll loszuwerden gilt, ist eine Erfahrung, die im Nachwort zur Neuausgabe die deutsche Autorin Alice Hasters bekräftigt.

Weiterlesen in der Buchkultur 210

In Autor Tags Buchkultur, Roman, USA, Rezension

DIE LEBER EINES ANDEREN – Buchrezension

August 29, 2023 Martin Pesl

Der erste ins Deutsche übersetzte Roman von Keiichirō Hirano zieht sofort in seinen Bann

In einer Bar begegnet der Erzähler dem Anwalt Kido Akira, der sich zunächst mit falschem Namen und falscher Biografie vorstellt. Bald klärt er die Lüge auf. „Ich versuche mich aufrecht zu erhalten, indem ich den Schmerz anderer Menschen lebe“, erklärt er sein ungewöhnliches Verhalten.

Kein Wunder, dass „Das Leben eines anderen“ der erste Roman von Keiichirō Hirano ist, der auf Deutsch erscheint, übersetzt von Nora Bierich unter Beibehaltung japanischer Gepflogenheiten wie der Stellung Familienname vor Taufname: An Stefan Zweig lässt der Beginn denken, der Lesende unmittelbar in diese unerhörte Begebenheit hineinzieht. Kido vertrat eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes erfahren hat, dass dieser nicht Taniguchi Daisuke war, dass aber ein Taniguchi Daisuke mit genau dieser Vergangenheit tatsächlich existiert – oder zumindest einmal existiert hat. Der hatte einst, gedrängt, dem Vater eine Leber zu spenden, mit seiner Familie gebrochen.

Kido macht sich auf die Suche nach dem wahren Daisuke. Er stellt fest, dass Identitätstausch gang und gäbe ist, und beginnt, jeden einzelnen Aspekt seiner eigenen Identität zu hinterfragen. Nicht nur kriselt es in seiner Ehe und neigt er dem Wodka Gimlet allzu sehr zu. Als Koreaner in dritter Generation ist er auch Rassismus unterworfen, was die Figur von ähnlich gearteten Ermittlern abhebt.

Dem 1975 geborenen Autor ist eine packende Mischung aus japanischer Lebensrealität, amerikanischer Noir-Detektivgeschichte und europäischer Erzählkunst gelungen.

Bibliografische Angaben

Erscheinungstermin: 17.07.2023

Broschur, 333 Seiten

978-3-518-47337-5

suhrkamp taschenbuch 5337

Suhrkamp Verlag, 1. Auflage

14,00 € (D), 14,40 € (A), 20,90 Fr. (CH)

ca. 11,8 × 19,0 × 1,8 cm, 238 g

Originaltitel: Aruotoko (Cork, Inc., Tokyo)

In Autor Tags Roman, Rezension, Japan

WIEDERGELESEN: EDGAR ALLAN POE UND SEIN RÄTSELHAFTER SEEMANNSGARN – Klassikerrezension in der Buchkultur 205

December 11, 2022 Martin Pesl

Vorsicht: Die Lektüre dieses Romans kann zu Seekrankheit führen! Andreas Nohl hat ihn dennoch zum wiederholten Male ins Deutsche übersetzt

„Seltsame Seeabenteuer Arthur Gordon Pym’s“ hieß 1883 die erste deutsche Übersetzung von Edgar Allan Poes einzigem Roman „The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket“ (1838). Der heute so genannte Deppenapostroph war damals noch durchaus üblich. Seither hat sich mehr als eine literarische Größe daran gemacht, den Text einzudeutschen. Bei der genialischen Wienerin Maria Lazar lautet der Titel recht naheliegend „Die Geschichte des Arthur Gordon Pym aus Nantucket“, ihr deutscher Kollege Arno Schmidt (der Wahnsinnige, der „Zettel’s Traum“ schrieb) schwindelte eine – durchaus nachvollziehbare – Wertung aufs Cover seiner Übertragung: „Umständlicher Bericht des Arthur Gordon Pym von Nantucket“.

Die neueste Neuübersetzung übernahm nun der Translationsprofi Andreas Nohl. Für „Arthur Gordon Pyms Abenteuer“ (wieder eine neue Variante) hat Nohl schon mit der schieren Flut an nautischem Vokabular ganze Arbeit geleistet – unter Mithilfe eines Kapitäns und Marinehistorikers. Tau, Mast und Halbdeck, Rahtakelung und Schanzkleid, Klüver und dichtgerefftes Focksegel, seitenlang. Wenn der nun schon mehrmals namentlich genannte Ich-Erzähler nicht gerade enorme Wellengänge und apokalyptische Unwetter so plastisch darlegt, dass man beim Lesen seekrank und gleichzeitig klaustrophobisch wird, eignet sich der erste Teil als Segelhandbuch, der zweite als Reiseführer für Fortgeschrittene.

All die Präzision – und das macht das Buch so speziell – ist jedoch eingebettet in einen denkbar wirren Rahmen. In einem Vorwort erklärt Pym, er könne nicht gut schreiben, habe es aber dennoch teilweise getan und den Rest der Schilderung dem ehrwürdigen E. A. Poe überlassen. Die Nachbemerkung stammt von einem unbekannten Dritten, der Pyms plötzlichen Unfalltod vor Abschluss des Berichts ebenso wie Poes Weigerung bedauert, diesen für ihn zu vollenden. Beides ist tatsächlich bitter, denn Pyms letzte Sätze sind der vielleicht bizarrste Cliffhanger der Literaturgeschichte: „Doch da stellte sich eine verhüllte menschliche Gestalt in den Weg, doch sehr viel größer als irgendein Bewohner der Menschenwelt. Und die Haut der Gestalt leuchtete im vollkommenen Weiß des Schnees.“

Der Text geht weiter in der Buchkultur 205.

In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Rezension, Roman

SEX MIT KEANU – Buchrezension im Buchkultur-Bücherbrief September 2022

September 20, 2022 Martin Pesl

In seinem neuen Roman beschreibt Thomas Melle die Auswirkungen einer übersexualisierten Gesellschaft.

Es gibt ja bekanntlich kein richtiges Leben im falschen. Wahrscheinlich kommt deshalb unweigerlich ab einem gewissen Alter die Frage auf: „Aber was wäre dann das richtige Leben?“ In Thomas Melles neuem Roman fällt die Frage sehr spät, zu einem Zeitpunkt, als man den Protagonist/innen keine richtige Antwort mehr zutraut. Dabei hat die der deutsche Autor schon mit dem Titel geliefert: „Das leichte Leben“.

Im Zentrum der Handlung stehen die Mitglieder der Familie Drescher, deren Perspektive der Roman in jedem der kurzen Kapitel abwechselnd einnimmt: Der Medienfuzzi Jan ist gerade erstmals als Moderator seines TV-Boulevardmagazins eingesprungen, seine Frau, die ehemalige Skandalautorin Kathrin, arbeitet nun als Lehrerin an der Schule ihrer adoleszenten Kinder Severin und Lale.

Eine weitere Figur drängt sich eingangs in ihr Leben: Der neue Mitschüler Keanu (die Lächerlichkeit dieses Namens wird zur Genüge thematisiert) musste aus vage bleibenden Gründen die Schule wechseln. Es fehlt ihm an verlässlichen Erziehungsberechtigten, sodass er kurioserweise bei den Dreschers einzieht. Keanu, der sich mit großer Selbstverständlichkeit im Darkweb herumtreibt, wird als ausnehmend schöner Junge beschrieben. Er erweckt Gelüste in Kathrin, die diese zunächst in ein neues Buch fließen lässt.

Im zweiten großen Handlungsstrang erhält Jan Nacktfotos von sich aufs Handy geschickt, die in seiner Kindheit im katholischen Internat entstanden sind. Die vermeintliche Erpressung raubt ihm zunehmend den Verstand, sodass er sogar etwas Simples wie eine Affäre mit der Mitarbeiterin vergeigt.

Nur nichts Erwartbares, Hauptsache, kein Klischee. Dieser Devise scheint der Dramatiker und Autor des Bestsellers „Die Welt im Rücken“ hier um jeden Preis folgen zu wollen. Selbst die vielen ausführlich geschilderten Sexszenen bemühen sich bitter darum, eine Nominierung für den Bad Sex in Fiction Award zu vermeiden. Das Ergebnis ist Literatur auf hohem sprachlichen Niveau, das einem bei der Begleitung dieser durchwegs angespannten, unzufriedenen und übersexualisierten Menschen keine Sekunde Hirnpause gönnt.

Dass Melle schreiben kann, wird nach der Lektüre niemand anzweifeln. Nur: Wem wollte er das beweisen? Und mussten dafür wirklich sämtliche Charaktere zu jedem Zeitpunkt Sätze von geschliffener Eloquenz aussprechen und sogar denken, wie sie in Wirklichkeit selbst gebildete Erwachsene nur im wachsten Zustand zu bilden imstande sind? So liest man Melles Roman meist mit Interesse, aber nie mit Sympathie. Das leichte Leben verachtet er sowieso.

Zuerst erschienen im Buchkultur-Bücherbrief am 20. September 2022

www.buchkultur.net

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Roman, Deutschland, Sex
Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Interview
  • Performance
  • Wiener Festwochen
  • Burgtheater
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Buch
  • Tanz
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl