Natalia Ginzburg und ihr Pfad zum staubigen Tod: Italienischer Alltag am Rande des Zweiten Weltkriegs. Natalia Ginzburgs tragikomische Familiensaga „Alle unsere Gestern“ ist wieder erhältlich.
„Und alle unsere Gestern führten Narren den Pfad zum staubigen Tod“, heißt es in Shakespeares „Macbeth“. Natalia Ginzburg stellte das Zitat ihrem dritten Roman voran und lieh sich daraus auch den Titel: „Tutti i nostri ieri“. Das Vergangene, Vergehende ist dauerpräsent in der norditalienischen Familie, die sie durch die Jahre des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs begleitet: Mit dem Hinweis auf den Tod der Mutter kurz nach der Geburt ihres vierten und jüngsten Kindes fängt es an, weitere Sterbefälle folgen in einem solchen Tempo, dass man gar nicht merkt, wie viele Jahre die Erzählung eigentlich umspannt.
„Alle unsere Gestern“ – die von der Ginzburg-Biografin Maja Pflug 1998 neu durchgesehene Übersetzung wurde vom Verlag Wagenbach gerade neu herausgegeben – gehört zum Frühwerk der italienischen Autorin. Als der Roman 1951 erschien, waren ihm erst zwei vorhergegangen, im Abstand von etwa jeweils fünf Jahren. Auffällig viele Beobachtungen und Erfahrungen aus dem eigenen Leben fließen ein. So waren Vater und Brüder der als Natalia Levi Geborenen wegen antifaschistischen Widerstands zeitweise im Gefängnis, ihr erster Mann Leone Ginzburg wurde sogar von der Gestapo ermordet.
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