Sind das Blutegel, die sich Regisseur Derrick Ryan Claude Mitchell da zu Beginn der Performance vom Körper zieht und in ein Wasserglas gibt? Oh ja. Und ist es Eigenblut, das er und sein eigentümliches Ensemble über die nächsten acht Stunden immer wieder trinken werden? Wahrscheinlich stammt die rote Flüssigkeit doch aus den zahlreichen Rotweinflaschen, die in den Räumen der Galerie Kandlhofer in der Wiener Innenstadt herumstehen.
„FOREVER“ heißt der letzte und längste Teil, mit dem der US-Amerikaner Mitchell seine Operntrilogie des Wahnsinns mit dem Komponisten Brian Lawlor abschließt. Es soll um Begehren und Sterben gehen, Grenzen und ihre Transformation, um rituelle Selbstmorde in der Geschichte. Doch diese konkreten Bezüge spielen in der fertigen Aufführung keine Rolle mehr. Die Texte, die Mitchell selbst in ein Mikro spricht, verhallen unverstanden gegen die sphärischen Klänge des Orchesters. Die Musik ist die Hauptdarstellerin hier: Es gibt in jedem der vier Akte einen Song, gesungen von der österreichischen Singer-Songwriterin Marilies Jagsch, eine Arie, vorgetragen von der Sopranistin Micaela Tobin aus Kalifornien, und ein Madrigal begleitet von Glockenläuten, orchestriert vom Komponisten Lawlor selbst.
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Kultur heute
Moderation: Adalbert Siniawski
Sonntag, 11. August 2024, 17:30, Deutschlandfunk