• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

FRAUEN MACHEN THEATER, MÄNNER SIND THEATER – Doppelkritik aus Akademie- und Volkstheater im Falter 22/21

June 2, 2021 Martin Pesl
Uwe Rohbeck als Kay Vo… äh, als Bruscon © Birgit Hupfeld

Uwe Rohbeck als Kay Vo… äh, als Bruscon © Birgit Hupfeld

Burg- und Volkstheater konkurrieren mit albtraumartigen Thomas-Bernhard-Abenden

Es ist Thomas-Bernhard-Jahr. Österreichs liebster Weltliterat und „Nestbeschmutzer“ wäre diesen Februar 90 geworden. Dass dennoch am 26. Mai parallel zwei neue Bernhard-Inszenierungen zeitgleich Premiere hatten, ist ein Zufall infolge des lockdownbedingten Produktionsstaus. Zum Glück sind „Der Theatermacher“ in Kay Voges’ und „Die Jagdgesellschaft“ in Lucia Bihlers Inszenierung komplett verschieden und beide sehenswert. 

„Frauen machen Theater, Männer sind Theater, das ist die ganze Schwierigkeit“, erklärt der Theatermacher Bruscon großspurig. Interessanterweise bewahrheitet sich das beim Inszenierungsvergleich, wobei man die abschätzige Wertung weglassen muss. Die junge Regisseurin Lucia Bihler legt auf „Die Jagdgesellschaft“ ein strenges ästhetisches Konzept an. Beinahe jede Geste ist exakt choreografiert, die Sprechdurchfälle der drei Hauptfiguren folgen Jörg Gollaschs meisterlichem, albtraumhaften Score, der fast nie Pause macht. Die Riege der meist stummen Nebenfiguren wird in den fünf Räumen des reich ausgestatteten Jagdhauses (Bühne: Pia Maria Mackert) zu schauerlichen Bildern gruppiert. Über zwei Wiener Sängerknaben in Röckchen wird Stanley Kubricks „Shining“ zitiert, der langfingrige Holzknecht Asamer könnte aus Draculas Schloss stammen. 

Die stärkste ästhetische Prägung: Die gesamte Ausstattung ist rot, wirklich alles bis hin zum Lack und Leder der barocken Kostüme. Allein wegen seiner Farbe wird man diesen Abend so schnell nicht vergessen. Doch auch das düstere Stück, das Bernhard einmal als sein bestes bezeichnete, bringt Bihler mit ihrem Konzept zur Geltung. In „Die Jagdgesellschaft“ wird ein General von seiner Entourage und seiner Frau darüber im Dunklen gelassen, dass er todkrank ist, zurücktreten muss und sein gesamter Wald von einem Borkenkäfer befallen ist. Während er auf der Jagd ist, vertreibt ein Schriftsteller als Hausgast der Generalin mit Siebzehnundvier und existenzialistischen Gedankengängen die Zeit. 

In dieser Version scheint der von Markus Scheumann gespielte Schriftsteller die ganze groteske Szenerie zu erträumen, er denkt und trinkt sich in eine depressive Nachdenklichkeit hinein, die Maria Happel und Martin Schwab als Generalspaar immer nervöser und geschwätziger macht. Am Ende ist dann doch der General der Selbstmörder, die Jagdsaison beendet. 

Indes eröffnet Kay Voges nun endlich so richtig seine Intendanz im renovierten Haus. Er „ist Theater“ ganz wörtlich, zumindest solange der Schauspieler Uwe Rohbeck den Theatermacher im „Theatermacher“ spielen darf. Die Frisur, der gestreifte Anzug, das offene Hemd: eindeutig der Chef, der sich bei seinem Einstand ironisch-ikonisch verewigt. Auch sonst gilt in dieser Inszenierung, die er aus seiner vorigen Wirkungsstätte, dem Schauspiel Dortmund, mitgenommen hat, mehr „Theater sein“ als „Theater machen“. Präsenz, Spielwut und Individualität der Schauspieler stehen im Vordergrund, wenn Bernhards gut zehn Jahre nach der „Jagdgesellschaft“ entstandene Komödie gleich mehrmals durchgespielt wird. 

Mehr im Falter 22/21

In Autor Tags Theater, Kritik, Burgtheater, Volkstheater, Wien, Bernhard, Falter

DER BESTE BERNHARD DER WELT DER WOCHE – Enthusiasmuskolumne im Falter 5/21

February 2, 2021 Martin Pesl
„Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein“ © Martin Thomas Pesl

„Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein“ © Martin Thomas Pesl

Am 9. Februar hätte Thomas Bernhard seinen 90. Geburtstag gefeiert. Kurz vor seinem Tod 1989 wurde der Ankläger der „sechseinhalb Millionen Debilen und Tobsüchtigen, die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien“ („Heldenplatz“) zum Denunzianten und Nestbeschmutzer erklärt. Posthum setzte man sich über das testamentarisch verfügte Aufführungsverbot seiner Stücke hinweg und erhob ihn in weiterer Folge zum amüsanten Salonklassiker.

 

Doch schon zu Lebzeiten war der griesgrämige Autor vor der einen oder anderen kabarettistisch gefälligen Pointe nicht gefeit. Nach einem Endprobenbesuch zur Uraufführung des „Theatermachers“ in Salzburg 1985 beschloss Bernhard kurzerhand, auf den damals virulenten Glykolwein-Skandal anzuspielen: Heimische Winzer panschten ihre Produkte widerrechtlich mit Diethylenglykol und vermischten sie, Schreck lass nach, mit deutschen Weinen. Bernhard nahm Regisseur Claus Peymann dessen Textbuch aus der Hand und kritzelte einen Dialog zwischen Wirt und Gast hinein: „Vielleicht einen Wein, der Herr?“ – „Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein / In Österreich keinen Wein“.

 

In einer Zeit des Ausgesperrtseins aus den Theatern tut es besonders gut, sich dialektisch an die bernhardsche „lebenslängliche Theaterkerkerhaft“ zu erinnern: „Strafanstalt als Theater“, monologisiert sein Theatermacher: „Zehntausende Insassen / die alle keine Aussicht / auf Begnadigung haben / Nur die Todesstrafe ist ihnen allen sicher“. So fragt man sich im Sinne des seit einigen Jahren kursierenden Hipster-Hashtags #WWTBD (What would Thomas Bernhard do?), wie Bernhard auf die aktuelle Lockdownlitanei reagieren würde. Wahrscheinlich bräche er in literarische Rage aus. Oder er ließe sich dann doch einen Wein kommen.

In Autor Tags Enthusiasmus, Falter, Theater, Bernhard, Salzburg, Kolumne

„DIE WIENER HABEN EIN KONSERVATIVES HERZ“ – Interview mit Claus Peymann im Falter 37/20

September 8, 2020 Martin Pesl
© Heribert Corn

© Heribert Corn

Claus Peymann ist wieder da. Der ehemalige Burgtheater-Direktor inszeniert Bernhard in der Josefstadt und teilt kräftig in alle Richtungen aus

„Lauter Nazis statt Nudeln“, heißt es in Thomas Bernhards Dramolett „Der deutsche Mittagstisch“: „Nazisuppe, Nazisuppe, Nazisuppe“. Der vielgelobte und gehasste 1989 verstorbene Schriftsteller hatte zeitlebens und posthum vor allem einen Förderer: Claus Peymann, Burgtheater-Direktor von 1986 bis 1999. Peymanns Direktion war von Skandalen geprägt, seit seinem Abgang ans Berliner Ensemble scheint in Wien aber schwer zu vermissen. Immer wieder ließen seine Nachfolger ihn als Regisseur am Burgtheater inszenieren, unter dessen neuem Chef Martin Kušej ist das nicht sehr wahrscheinlich. 

 

Dafür hat ein anderer zugegriffen: Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt, engagierte Peymann für den „deutschen Mittagstisch“. Unter dem gleichen Namen wie das Dramolett ist eine ganze Reihe von Kurzstücken versammelt, eines davon wurde zuvor noch nie in Österreich aufgeführt. Im Juni hätten die Stücke Premiere haben sollen, nach Lockdown-bedingten Verschiebungen eröffnen sie nun die neue Saison in der Josefstadt.

 

Während seiner Zeit als Burgtheater-Direktor war Claus Peymann der Falter stets suspekt. Jetzt, auf neuem Terrain, gab er uns ein offenherziges Interview – und sucht immer noch nach Nazis in der Suppe.

Falter: Herr Peymann, soll ich die Maske beim Interview lieber anlassen?

Claus Peymann: Wie Sie wollen. Ich bin 83, mir ist es egal, woran ich sterbe — nur für die Proben wär’s blöd!

Die Kollegen beim Falter waren recht überrascht über Ihre Bereitschaft, uns ein Interview zu geben.

Peymann: Ihr Blatt war immer gegen mich. Es hat mir damals gefallen, dass das ein linkes Blatt war. Aber die haben vom ersten Tag an gegen mich geschrieben. Zusammen mit der Kronen Zeitung und der Presse, aber von der anderen Ecke: „Wir sind jung, wir frisch, was soll uns dieser Peymann da?“ Kralicek war da ein Hauptschreihals. Aber es ist mir auch egal, ich bin nicht auf Zustimmung aus. Und außerdem ist das alles dreißig Jahre her … Jetzt habe ich Karin Bergmann, mit der ich ja sehr lange zusammengearbeitet habe und die damals bei uns am Burgtheater als Pressesprecherin engagiert war, gefragt, ob ich das Interview mit Ihnen zusagen soll. Sie hat gesagt: „Du musst das unbedingt tun, die Jungen kennen dich nicht mehr.“ Deshalb möchte ich auch einen guten Eindruck machen (lacht). 

Eigentlich hätten Sie schon im Frühjahr mit den Proben zu „Der deutsche Mittagstisch“ von Thomas Bernhard beginnen sollen. Stattdessen kam der Corona-Lockdown. Wie haben Sie ihn erlebt? 

Peymann: Da war ich in Berlin-Köpenick in meinem — leider nur gemieteten! — Haus. Ich hatte es leicht, ich war viel draußen in meinem Garten. Aus der Nachkriegszeit kenne ich das ja noch, dass man aus Furcht vor Krisenzeiten Vorräte anlegt, deshalb habe ich einen kleinen Kartoffelacker. Direkt hinterm Garten ist ein Wald, da lebt eine Wildsau mit zehn Jungen. Die sind nachts immer durch ein Loch im Zaun gekrochen und haben die Kartoffeln ausgebuddelt.

Ihr Kollege Frank Castorf, Ex-Intendant der Berliner Volksbühne, hat die Corona-Maßnahmen belächelt und gesagt, er wolle sich nicht von Kanzlerin Merkel vorschreiben lassen, sich die Hände zu waschen.

Peymann: Manchmal trifft er’s. Auf der Bühne trifft der Castorf immer weniger, aber im Interview hat er noch Humor. — Sagen Sie jetzt nicht: „Genau wie Sie!“

Mehr im Falter 37/20

In Autor Tags Falter, Interview, Theater, Burgtheater, Josefstadt, Bernhard

INSZENIERUNGEN ÖSTERREICHISCHER LITERATUR IN POLEN AM BEISPIEL KALKWERK IN DER REGIE VON KRYSTIAN LUPA – Diplomarbeit von Isabella Waszina

June 5, 2014 Martin Pesl
Krystian Lupa

Krystian Lupa

Auftraggeberin

Isabella Waszina

Auftrag

Korrektorat der deutschsprachigen Diplomarbeit

Projektinfo

Die Verfasserin beschreibt in ihrer Arbeit das Leben und Werk der polnischen Theaterregielegende Krystian Lupa und seine besondere Beziehung zur österreichischen Literatur, insbesondere zu Thomas Bernhard.

In Lektor Tags Theater, Wissenschaft, Bernhard

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Interview
  • Performance
  • Wiener Festwochen
  • Burgtheater
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Buch
  • Tanz
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl