Die Komplexität des Alltäglichen: Alexander Vantournhout und Emmi Väisänen tanzen und turnen ein virtuoses Duett
Da ist nichts zu beschönigen: Roboter können vieles besser als Menschen. Die simpelsten Dinge aber schaffen wir immer noch besser. Gehen zum Beispiel. Bei einem Wettlauf zwischen Mensch und Maschine wird die naturgewachsene Anatomie siegen.
Beobachtungen wie diese hat der belgische Choreograf Alexander Vantournhout für sein neuestes Duett „every_body“ recherchiert. Was sind alltägliche Bewegungen doch für komplexe Einrichtungen des menschlichen Daseins! Der Händedruck etwa: Wenn man nicht gerade den brachialen Ungestüm von Altkanzler Karl Nehammer an den Tag legt, ist er die am wenigsten übergriffige Geste, zu der der Mensch, das berührungsunwilligste unter den Tieren, bereit ist.
Nach der wild wuselnden Gruppenarbeit „Foreshadow“, mit der Vantournhout im vorigen Sommer das ImPulsTanz-Festival um das Genre Akrobatik erweiterte, zeigt er nun ein Zwei-Personen-Stück, das er mit Emma Väisänen zusammen entwickelt hat. Die beiden exerzieren darin nacheinander diverse Alltagsbewegungen durch. Erst bewegen sich auf einem Laufband voran, ihr Fuß vor seinem, sein Bein über ihrem, ihr Knie irgendwie hinter seinem vorbei, ein einziges Vierfüßlerwesen, immer schneller, verschlungener. Das ganze Gerät rollt dabei auf der Bühne allmählich nach vorne: ein langsamer, umso eindrucksvollerer Auftritt, dessen Takt der Soundtrack des Gitarristen Geoffrey Burton in erst pochende, dann schnalzende Rhythmen übersetzt.
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