Liebe, Eifersucht und Rache, vor dem Hintergrund des viktorianischen Klassensystems: Emily Brontës einziger Roman ist ein – literarisch hochqualitativer – emotionaler Ritt. Anna Bergmann setzt in ihrer Version auf Verständlichkeit. Und packt dann eine Überraschung aus.
29. November 2025. Der Pechvogel senkt symbolisch sein Haupt über diesen Abend. Zwar meint die überlebensgroße Projektion einer Elster auf dem Bühnenvorhang des Kleinen Hauses am Darmstädter Staatstheater das finstere Schicksal der Figuren in "Sturmhöhe". Es liegt jedoch nur allzu nahe, sie auch auf diejenigen zu beziehen, die sich hier anschickten, Emily Brontës einzigen Roman zum Leben zu erwecken.
Wie Intendant Karsten Wiegand in seiner Begrüßung andeutet, erwies sich wohl die Technik der frisch sanierten Spielstätte bei den Proben als etwas widerspenstig. Schließlich mussten innerhalb der Endprobenwoche gleich zwei Spielerinnen wegen Krankheit beziehungsweise Unfalls umbesetzt werden. Wiegand bat, durchaus charmant, um Nachsicht. Klar doch!
Maximal verständliche Fassung
"Wuthering Heights" ist ein Kuriosum der Weltliteratur. 1847 erschienen, wurde das Werk, das verhältnismäßig modern mit Klassismen und Rassismen umging, kontrovers aufgenommen. Die Handlung kreist um die schwierige Beziehung zwischen den Adoptivgeschwistern Catherine und Heathcliff. Letzterer stößt als Findelkind zur Familie am Gut Wuthering Heights, der Bruder Hintley lehnt ihn von Anfang an ab, degradiert ihn zum "Ding", lässt ihn im Schweinestall wohnen. Mit Catherine allerdings verbindet Heathcliff eine kindliche Liebe, die der vermeintliche "Fremde" auch später im Leben ernster nimmt als die verwöhnte junge Dame. Als Catherine den reichen Langweiler Edgar heiratet, schwört Heathcliff Rache.
