Himmel, gleich zwei Päpste? Eigentlich dreht sich "The Two Pop(e)s" nur um einen, Innozenz X., beziehungsweise um zwei Gemälde. Inspiriert von ihnen destilliert das Kollektiv "toxic dreams" aus ihrem Tage überdauernden Projekt eine Pontifex-Körper-Show über das Weitermachen – auch mit Beulen und Beißschienen.
28. Juli 2023. Um das Missverständnis gleich auszuräumen: In "The Two Pop(e)s" geht es nicht um Benedikt XVI. und Franziskus I. Auch nicht um das Schisma der katholischen Kirche, als in Avignon ein Gegenpapst wirkte. Eigentlich geht es gar nicht um zwei Päpste, sondern nur um einen: Innozenz X. Und in Wirklichkeit nicht einmal um den. Sondern um Kunst.
Zwei Päpste, eine Augenweide
Besagter Innozenz ließ sich während seiner Amtszeit (1644–1655) von niemand geringerem als Diego Velázquez malen. Das Ergebnis empfand er als "zu wahr". Ohne es je live gesehen zu haben, fertigte Francis Bacon 1953 eine "Studie nach Velázquez' Porträt von Papst Innozenz X." an. Ähnlichkeiten: quasi keine.
Das ältere Bild hängt in Rom, das jüngere in Iowa. Bei der Aufführung im Rahmen des Impulstanz-Festivals ist das Publikum also auf Bildschirme angewiesen, um zu erkennen, was die Maskenbildnerin Marietta Dang aus den Performern gemacht hat: Yosi Wanunu, Auteur des Kollektivs toxic dreams und dieses Abends, ist der Bacon-Papst, sein Kollege Roland Rauschmeier gibt jenen von Velázquez. Beide Herren sind eine Augenweide in ihren weiten Röcken, ihren weißen Schlupfschuhen mit Absatz und Goldverzierung und den pelzigen Oberteilen, die Assoziationen mit dem Bild des aktuellen Papstes wecken, das erstmals den Fortschritt der KI demonstrierte.