Die Geschichte des blutsaugenden Grafen Dracula ist aus Bram Stokers Vampir-Roman (von 1897) bis in alle Winkel der Popkultur vorgedrungen. Regisseurin Johanna Wehner holt sie jetzt ins Schauspiel Frankfurt. Stilecht mit Knoblauch und Pfahl ins Herz.
28. Oktober 2023. Das Theater der Johanna Wehner ist für jene, die noch wollen, dass auf der Bühne Geschichten erzählt werden. Ganz im Wortsinn: Ihre Ensembles betreiben kollektives Storytelling, sie erinnern sich gemeinsam an Geschehenes und berichten es dem Publikum.
Diesmal kommt eine alte Geschichte dran, eine rasend beliebte. Alle meinen Dracula zu kennen, er ist westliches (Pop-)Kulturgut. In über 400 Filmen bleckt der transsylvanische Graf blutdürstig die spitzen Eckzähne. Den 1897 erschienenen Roman von Bram Stoker haben dabei wohl nicht viele im Detail parat. Wer das ändern möchte, kann entweder die aus Zeitungsartikeln, Briefen, Log- und Tagebüchern zusammengesetzte Prosa des irischen Schriftstellers lesen oder sich die Handlung von adrett gekleideten Spieler:innen nach und nach an der Rampe der großen Bühne im Schauspiel Frankfurt erzählen lassen.
Mysteriöse Villa
Wie hier am Haus bei "Hiob" 2022 arbeitet Johanna Wehner mit einem siebenköpfigen Ensemble. Dahinter erhebt sich eine ziemlich mitgenommene Villa – oder was davon übrig ist. Die Küche hat es weggebrochen, ein versiffter roter Teppich schützt leidlich die einst sicher prachtvolle Holztreppe, an deren Fuße steht ein Anachronismus, der rätselhaft bleibt: ein Getränke- oder Zigarettenautomat, höchstwahrscheinlich kaputt.