In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.
„Warum darf man nicht töten?“, fragt Oji die Erwachsenen, denen er begegnet. Noch nie konnte es ihm jemand schlüssig erklären. Mit seiner Großmutter hat er angefangen. „Wenn du älter bist, verstehst du das schon“, hat sie zu ihm gesagt. Angewidert von dieser herablassend ausweichenden Antwort begann Oji fasziniert, Bücher über den Völkermord in Ruanda zu lesen. Jetzt ist er 14 Jahre alt und hat schon mehrere Menschen auf dem Gewissen. Seine Schulkollegen nennen ihn ehrfürchtig den Prinzen und machen alles, was er von ihnen verlangt.
Diesen Sommer bringt Sony Pictures einen grellbunten Actionfilm nach Kōtarō Isakas „Bullet Train“ ins Kino, mit niemand geringerem als Brad Pitt in der Rolle eines von mehreren Profikillern, die einander auf der Fahrt im Hochgeschwindigkeitszug in die Quere kommen. Zur Vorbereitung erscheinen nun Übersetzungen des ursprünglich 2010 erschienenen Thrillers, dessen Autor, Jahrgang 1971, in seinem Heimatland Japan sehr populär, im Westen aber noch eher unbekannt ist. Entsprechend beherrschen den Roman fast durchwegs männliche Japaner und liebevolle Bezüge auf ihren geliebten Schinkansen, während der Hollywood-Film eine internationale, diverse Besetzung verspricht. Die 22-jährige Kalifornierin Joey King ist in der Rolle der „Prince“ angeführt.
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