Theater im Winterwunderland: Die Gruppe teatro caprile erforscht die Skikultur auf dem Arlberg
Sport gegen Kultur, Skifahren gegen Theater – was war das in den Lockdowns für ein Kampf! Um den Wintertourismus zu retten, zwinge man die Theater, ihre Häuser geschlossen zu halten, hieß es dort zeitweise zornig. Dabei stecke man sich im Zuschauerraum doch viel weniger an als bei DJ Ötzi in der Après-Ski-Hütte.
Wie zur Versöhnung gibt es jetzt: beides. Die Produktion „Ski Labor Lech“, angeregt vom örtlichen Museum und durchgeführt von der Gruppe teatro caprile, ist eine Wintertheaterwanderung über die Geschichte der Skikultur. Ursprünglich schon 2020 geplant, kann die gründlich recherchierte Szenenfolge des historisch interessierten Regisseurs Andreas Kosek nun endlich an den vorgesehenen Schauplätzen stattfinden.
Um 12:58 Uhr sollte man den Postbus in Lech am Arlberg erwischen. Um halb zwei gibt es eine kurze Einführung, sowohl szenisch als auch praktisch. Ein Mann von der Bergrettung, versichert die lokale Tourführerin, werde den kleinen Wandertrupp stets begleiten. Dass das notwendig ist, bereitet dem aus Wien angereisten, sehr städtischen Reporter (eindeutig Team Kultur, nicht Sport) etwas Sorgen. Man überreicht ihm gnädigerweise eine Filzmatte, um während der hauptsächlich im Freien und Stehen stattfindenden Spielszenen eine Isolation zwischen Heizsocken, Stiefeln und Schneeboden zu haben.
Dann wird losgestapft. In den Tagen zuvor hat es durchgeschneit, heute ist kein Niederschlag, die Sonne scheint und wird auf allen Seiten von weiten, weißen Flächen reflektiert. Ziemlich genau vier Stunden später ist man am Ziel, gefühlt über einige Gipfel gestapft, nahezu schneeblind und halb erfroren – auch hungrig, denn coronabedingt gab es keine Jause –, aber um einige interessante Kenntnisse reicher.
Weiter im Falter 8/22