Die High Society will endlich die Party verlassen, schafft es aber nicht über die Schwelle: Luis Buñuels Film von 1962 hat Kultstatus. Sebastian Baumgarten macht daraus einen psychedelischen Horrortrip – mit einer besonderen dramatischen Draufgabe.
15. Oktober 2022. Die Hölle, das sind die Partygäste, die sich verabschieden, aber nicht gehen. Unerhörterweise bleiben die Leute der besseren Gesellschaft, die Lucia und Edmundo nach einem Theaterbesuch zu sich eingeladen haben, über Nacht. Eine unbekannte Kraft hält sie fest, sie können nicht raus. Das ist die Prämisse des Schwarzweiß-Kultfilms "El ángel exterminador" aus dem Jahr 1962, in dem noch manch anderes Seltsame vonstattengeht.
Den Titel des Surrealisten Luis Buñuel kennt man als Wiener Theatermensch heute eher von der Verwurstung durch Elfriede Jelinek. 2012 gab es von Martin Wuttke im Burgtheater-Kasino eine umstrittene Drei-Stunden-Inszenierung. Jene von Sebastian Baumgarten im Volkstheater dauert zehn Jahre später nur halb so lang, was überraschend ist, da nach den Proben im Frühjahr noch zweieinhalb Stunden angekündigt waren, aber auch gut, denn länger hätte man es in der Partyhölle auch schwer ausgehalten.