Die Neuübersetzung von Louis-Ferdinand Célines „Mort à crédit“ bietet qualvolle Lektüre.
Irgendwie entgeht Louis-Ferdinand Céline dem Trend der Cancel-Culture. Man weiß, dass der Autor von „Reise ans Ende der Nacht“ ein grässlicher Antisemit und Nazi-Kollaborateur war, und schafft es dessen ungeachtet, sein Prosawerk als ein ganz großes zu würdigen. Der Rowohlt-Verlag lässt es sogar neu übersetzen. Hinrich Schmidt-Henkel hat dem autobiografisch gefärbten Wälzer „Mort à crédit“ aus dem Jahr 1936 den sinnvollen Titel „Tod auf Raten“ verliehen. Bei der Übertragung aus dem Französischen hat er viel Bedacht in die Wahrung schiefer Formulierungen, Slang-Ausdrücke und einer insgesamt durch und durch abstoßenden Erzählhaltung des Protagonisten gelegt. Damit hat er dem Text nicht unbedingt einen Gefallen getan. Gewiss entwickelt er phasenweise den Sog eines Autounfalls, von dem man nicht loskommt. Doch die inflationäre Verwendung von Auslassungspunkten („...“) lässt die 820 Seiten mitunter wirken wie E-Mails eines konfusen Verschwörungstheoretikers, der sich weigert, zum Punkt zu kommen.
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